Adlige Häupter und reiche Bürger kurierten ihre Krankheiten in Baden bei Wien, fünf Komponisten taten das, was Komponisten so tun, sie schrieben berühmte oder auch mittlerweile vergessene Werke in der Kurstadt.
Bildquelle: Tourismus Baden
Eine halbe Autostunde südlich von Wien, an den Ufern der Schwechat, liegt die traditionsreiche Kurstadt Baden. Der Name des Flusses soll sich von einem alten Wort "swechant" herleiten, mit der Bedeutung "stinkend". Es fließen dort nämlich seit Urzeiten die Wasser vierzehn schwefelhaltiger Quellen in den Fluß. Die alten Römer, die die Heilwirkung dieser Quellen genutzt haben, haben der Stadt den Namen "Aquae" gegeben, was ziemlich nah an "Baden" hinkommt.
Könige und Kaiser, Fürstinnen und Gräfinnen haben sich seitdem in den Badener Schwefelquellen von Gebrechen und Krankheiten kuriert. Bürger haben's ihnen nachgemacht, und auch Künstler reisten, wenn sie sich's leisten konnten, zur Kur oder Sommerfrische nach Baden. Musiker und Komponisten haben Schwefelwasser getrunken und drin gebadet, und - natürlich haben sie dort auch gearbeitet, komponiert und dirigiert. Die Muse küßt einen auch in der Kurstadt.
Wolfgang Amadeus Mozart war einer von denen, die sich um die Schwefelquellen gedrückt haben. Gekurt hat nur Constanze. Er selbst hat sie ab und zu in Baden besucht. Im ersten Stock eines Schuppens hat er sich ein winziges Wohn- und Komponierkämmerchen gemietet, und dort ist zum Fronleichnamsfest 1791 für die Badener Stadtpfarrei St. Stephan eines seiner berühmtesten Chorwerke entstanden: das "Ave verum corpus".
Gleich fünfzehn Mal ist Ludwig van Beethoven in Baden gewesen. Er hat Schwefelwasser getrunken, darin geplanscht und mit Freunden Kanons gesungen. Im Helenental ist er spazieren gegangen, natürlich immer mit einem Notizblock in der Tasche, für den Fall, dass einem was einfällt. Und wenn der Notizblock mal nicht zur Hand war, soll er auch mal ein paar Noten auf einen fremden Fensterladen gekritzelt haben.
Franz Schubert hat sich das teure Leben in Baden nicht leisten können. Er war nur ein einziges Mal dort, auf der Durchreise zum Kloster Heiligenkreuz. In dieser einen Nacht hat Schubert sein einziges Werk für Orgel geschrieben: eine Fuge zu vier Händen, die er dann anderntags zusammen mit seinem mitreisenden Freund Franz Lachner den Heiligenkreuzer Klosterbrüdern vorgespielt hat.
Am 9. August 1832 ist in Baden auf den kaiserlichen Thronfolger Ferdinand ein Attentat verübt worden. Ein pensionierter Hauptmann hat auf den Erzherzog geschossen, aber mit nur schwachen Kräften. Des Opfers Spazierrock hat die Kugeln ganz einfach aufgehalten. Zur wundersamen Errettung des hohen Herrn von Ungemach hat man ein paar Tage später in Baden eine große Jubelfeier abgehalten. Und Johann Strauß Vater hat dazu eine neue Walzerfolge präsentiert: "Mein schönster Tag in Baden".
Weniger Glück gebracht hat die Stadt dem Mann, der mit seiner Walzerfolge "Bad'ner Mad'ln" die berühmteste aller "Baden-Musiken" geschrieben hat. Am 23. April 1905, auf dem Weg zu einem Chortreffen, versuchte Kurkapellmeister Karl Komzák, im Bahnhof von Baden auf einen eben anfahrenden Zug aufzuspringen. Er rutschte ab, geriet zwischen Waggons und Bahnsteig und war auf der Stelle tot.