BR-KLASSIK

Inhalt

Thema der Woche Scat Gesang oder Schdidiwidi yadiadi

Und da war der Text weg: angeblich war‘s eine Panne weshalb das erste Mal auf der Bühne gescattet wurde, Louis Armstrong in Heebie Jeebies. Eine Legende, wenn auch eine schöne. Scat-Gesang diese Woche in der Mittagsmusik mit Ella Fitzgerald, Bobby McFerrin, Al Jarreau, Dizzy Gillespie und Louis Armstrong.

Scat-Noten | Bildquelle: BR

Bildquelle: BR

Schdidiwidi yadiadi - Oop bop a da - Ihff gefff mfff

Wenn Sie einen Jazz-Song hören, dessen Text so geht, dann sind Sie beim Scat gelandet.  "Scat" ist, wenn ein Sänger nicht nur melodisch, sondern auch textlich improvisiert, mit Silben ohne Bedeutung und Sinn. Ganz einfach nur, weil's Spaß macht.

"Scat" von englisch: to scat =hasten, jagen, ist eine spezielle Form im US-amerikanischen Gospel und im Jazzgesang. Mit Silben und Wortfragmenten ahmt der Sänger oder die Sängerin im Laufe eines Songs lautmalerisch instrumentale Phrasen nach, auch Elemente aus dem Instrumentalstil der anderen Musiker. Beim Scat-Gesang wird die Stimme zum Instrument, zur Trompete oder zum Schlagzeug, zum Beispiel.

Diese Woche in der Mittagsmusik werden einige Größen des Scat-Gesangs vorgestellt, und wie es der Zufall so will: zwei Geburtstagskinder sind auch dabei.

 Skoop bubble-yee dah!

Montag

Ella Fitzgerald (1917-1996)

Legendäre Jazz-Sängerin mit erstaunlichem Stimmumfang, deren Markenzeichen der Scat-Gesang war. Daß sie als Sängerin berühmt geworden ist, hat sie ihrem Lampenfieber zu verdanken. Eigentlich hatte sie nämlich Tänzerin werden wollen. Mit siebzehn nahm Ella Fitzgerald an einem Amateurwettbewerb im berühmten Apollo-Theater in Harlem teil, war dort aber so nervös, daß sie die Band bat, sie lieber bei einem Lied zu begleiten. Damit gewann sie die Herzen der Zuhörer. Ein paar Monate später wurde sie von Chick Webb als Sängerin in seine Band eingeladen. 1942 begann sie eine Solokarriere, in der sie viele Songbooks der großen amerikanischen Broadway-Komponisten aufnahm. Ihre Kunst des Scattens hat sie so beschrieben: "Ich habe einfach nur versucht, mit meiner Stimme die Bläser in der Band nachzumachen."

Dienstag

Louis Armstrong: (1901-1971)

Phantastischer Jazz-Trompeter und Sänger. Als Elfjähriger hat er in einer Besserungsanstalt für farbige Jugendliche das Kornettspielen gelernt, mit siebzehn hat ihn der damals berühmteste Bandleader von New Orleans, Joe "King" Oliver, in seine Band geholt, wo die beiden mit grandiosen zweistimmigen Kornettaktionen Furore machten. Armstrongs berühmte Scat-Aufnahme von "Heebie Jeebies" mit eigener Band kam angeblich dadurch zustande, daß ihm im Aufnahmestudio der Zettel mit dem Text runtergefallen sei und er dann eben textlos scattend weitergemacht habe. Das ist aber nur eine Anekdote, die man nichtsahnend fragenden Journalisten erzählt. Scatten war eine Methode, einander beim Proben bestimmte rhythmische und melodische Einfälle vorzusingen, um sie dann miteinander zu spielen. Mit seinem fantasievollen Scatgesang in "Heebies Jeebies" hat Armstrong Maßstäbe gesetzt.

Mittwoch

Bobby McFerrin: (*11. März 1950)

Bobby McFerrin | Bildquelle: Ann Marsden Bildquelle: Ann Marsden Das heutige Geburtstagskind, Sohn zweier Opernsänger, hat seine Musiklaufbahn als Pianist begonnen. Erst mit dreißig ist Bobby McFerrin als Sänger aufgetreten. Er hat eine äußerst facettenreiche und fantasievolle Vokalkunst entwickelt. McFerrin kann mehrstimmig singen und schafft es zudem, derart schnell zwischen hohem und tiefem Register zu wechseln, daß es sich anhört, als singe er Melodie und Begleitung zugleich. Scatten gehört natürlich auch ins ein Repertoire. In der Mittagsmusik scattet er sogar zusammen mit einem begeisterten Publikum im Duett.

Donnerstag

Al Jarreau: (*12. März 1940)

Der amerikanische Jazzmusiker Al Jarreau am Freitag abend während seines Konzerts in der Hamburger Musikhalle im Rahmen des 16. West Port Jazz Festival in der Hansestadt.  | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Alwyn Lopez Jarreau, Sohn eines Pfarrers und einer Kirchenorganistin, hat Psychologie studiert und in seinem Traumberuf als Sozialarbeiter zu arbeiten begonnen. Nebenher sang er abends in Clubs. Mit 29 Jahren entschied er sich dann, nur noch Musik zu machen. Al Jarreau hat eine verblüffende Fähigkeit entwickelt, mit seiner Stimme ein ganzes Orchester nachzuahmen: "Schlagzeuge und Saxophone, Trompeten und Flöten, Congas und Bässe - aber das alles aus dem Mund eines einzigen Mannes, vom tiefsten Bass zum höchsten Flageolett, als ob dieser Mann über ein Dutzend oder mehr verschiedener männlicher oder weiblicher Stimmen verfüge" (Joachim Ernst Berendt). Berühmt wurde auch sein zungenbrecherisches Scatten.

Freitag

Dizzy Gillespie: (1917-1993)

Undatierte Aufnahme des amerikanischen Jazztrompeters Dizzy Gillespie | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Dizzy Gillespie, als Trompeter wegweisend in "abenteuerlichen Soli", als Sänger mit ausnehmend viel Humor. Mit elf hat er angefangen, Trompete zu lernen, hat viel mit Swing-Bands gearbeitet und wurde dann einer der großen Musiker des Bebop. Sein optisches Markenzeichen ist die Trompete mit nach oben gerichtetem Schalltrichter und die froschartig aufgeblasenen Backen. Wenn Gillespie scattet, tut er das gerne zusammen mit seiner Band und auf köstliche Nonsense-Silben wie "Blyabada Ool Ya Koo".

    AV-Player