BR-KLASSIK

Inhalt

Mittagsmusik - Thema der Woche Der Wiener Zentralfriedhof und seine Toten

In Frieden ruhen, und das in bester Gesellschaft, das scheint nur in Wien möglich zu sein! Keine andere Stadt vereint das Gesellige mit dem Morbiden so sehr wie Österreichs Hauptstadt. Der Zentralfriedhof ist Ausflugsziel, Touristenmagnet und natürlich ein Ort der Ruhe. Doch das war nicht immer so! Über die Wiener und ihre letzte Ruhestätte und natürlich vor allem die legendären Ehrengräber geht es diese Woche in der Mittagsmusik.

Zentralfriedhof Wien | Bildquelle: picture alliance / Karl Schöndorfer

Bildquelle: picture alliance / Karl Schöndorfer

Draußen in Simmering liegt er, der Zentralfriedhof. Damals, 1874, als die "Totenstadt" eingeweiht wurde, war der Weg dorthin vom Zentrum aus weit und beschwerlich. Wer seine Angehörigen besuchen wollte, war fast einen halben Tag unterwegs. Das führte natürlich zu Protest in der Bevölkerung!
Dabei lag die Lösung doch so nah: Die Stadtoberen beschlossen, sämtliche "Prominenz" von den innerstädtischen Friedhöfen zu "übersiedeln". Mit groß inszenierten Beisetzungen wurden berühmte Persönlichkeiten ihren neuen Ruhestätten übergeben und damit das Publikum angelockt. Heute liegen mehr als 1000 Berühmtheiten auf dem Zentralfriedhof begraben.

A propos Anfahrt: Die Tramlinie 71, eine der berühmtesten Linien der Stadt, fährt alle vier Tore der Anlage ab. Schon 1873 führten Schienen zum damals neuen Friedhof, allerdings wurde die Straßenbahn damals noch von Pferden gezogen. 1901 wurden dann die Pferde entlassen und Platz für die elektrische Bahn gemacht, die wenige Jahre später "71" getauft wurde. Äußerst kurios ist, dass die Pferde nach wie vor den Wagen zogen, der auf besagter Strecke die Toten bis zum Friedhofstor fuhr. Ende des 1. Weltkriegs wurde der Leichentransport dann auf elektrische Weise erledigt und erst nach dem 2. Weltkrieg wurden die Toten nicht mehr in öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert. 

Die Mittagsmusik besucht diese Woche fünf Ehrengräber auf dem Zentralfriedhof, Wiener Originale wie Karl Farkas, Karl Föderl oder Maly Nagl, das Grab des Operettenkomponisten Emmerich Kalman und das älteste Grab des Friedhofs, das von Christoph Willibald Gluck.

    AV-Player