Unter dem Titel "Diskurs Bayreuth" startet heute das neue Rahmenprogramm der Bayreuther Festspiele. Als Veranstaltungsort für das zweitägige Symposium und eine vierteilige Konzertreihe wurde bewusst das Haus Wahnfried gewählt, das frühere Wohnhaus von Richard Wagner in Bayreuth.
"Wahnfried ist eine schlimme Brutstätte des Nationalsozialismus und des Antisemitismus, nicht nur durch Richard Wagner selbst, sondern auch durch seine Familie und seine Nachkommen. Man hat schon ein gruseliges Gefühl, wenn man sich überlegt, was dort vor vielen Jahren gesprochen worden ist, zum Beispiel über jüdische Künstler", so die Kuratorin des Symposiums, Marie Luise Maintz, Musikwissenschaftlerin und Dramaturgin.
Sich gerade in diesem Jahr mit den Verstrickungen des Wagners-Clans und der Festspiele in die nationalsozialistische Ideologie zu beschäftigen, liegt für Maintz nahe - mit Barrie Kosky inszeniert zum ersten Mal ein jüdischer Regisseur auf dem Grünen Hügel.
Die Idee: Statt langen Vorträgen soll es Zwiegespräche geben - nach kurzen, einleitenden Statements treten Wissenschaftler, Publizisten, Theaterpraktiker und Künstler in direkten Dialog, und vertreten zum Teil völlig gegensätzliche Meinungen.
Es ist an der Zeit, im Rahmen der Festspiele einen solchen Diskurs zu führen.
Im Rahmen des Symposium werden auch private Filmaufnahmen aus dem Wagner-Archiv gezeigt, in denen der "Wagnerianer Adolf Hitler" in Bayreuth zu sehen ist. In dieser Form sind die brisanten Aufnahmen zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen. Darüber hinaus werden auch Probenszenen und andere private Aufnahmen aus dem Wagner-Archiv zu sehen sein. Auf dem Programm der vier Konzerte im Haus Wahnfried stehen Werke von Künstlern, die in der NS-Zeit vertrieben wurden oder verfolgt worden waren. So zum Beispiel die Fantasie für Violine und Klavier von Arnold Schönberg, Olivier Messiaens "Quartett auf das Ende der Zeit", "Zwei Propagandagedichte für Singstimme und Klavier" von Theodor W. Adorno, Hanns Eislers "Lieder nach Bertolt Brecht", Karl Amadeus Hartmanns Sonate "27. April 1945" für Klavier und Gustav Mahlers Quartettsatz a-Moll.
Symposium
Freitag, 28. Juli 2017: Wagner im Nationalsozialismus - Zur Frage des Sündenfalls in der Kunst
Samstag, 29. Juli 2017: Oper ohne Wagner? - Musik ohne Oper? Die Situation der Künste in der Neuorientierung nach dem Zweiten Weltkrieg
Zeit: 10:00 Uhr bis 17:45 Uhr
Veranstaltungsort: Haus Wahnfried
Der Eintritt zum Symposium ist frei.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Bayreuther Festspiele