Bayreuther Festspiele
24. Juli - 27. August 2024
Uwe Eric Laufenberg hat Wagners Bühnenweihfestspiel "Parsifal" religionskritisch inszeniert. Kirchenvertreter haben die Eröffnungspremiere mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Von "anstößig" bis "anregend" reichten die Reaktionen.
Bildquelle: Enrico Nawrath
Die Inszenierung des "Parsifal" von Uwe Eric Laufenberg sei "für einen Christen anstößig", sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick am Dienstag im Kölner "domradio". Er habe die Oper von Richard Wagner noch nie so religionskritisch interpretiert gesehen.
Wagner selbst bezeichnete seine letzte Oper als Bühnenweihfestspiel. Religiöse Rituale und Handlungen spielen darin eine zentrale Rolle. Hingegen habe Laufenberg, so Schick, in seiner Deutung "die Ablehnung der herkömmlichen Religionen ganz stark herausgestellt". Der Bamberger Erzbischof sagte, aufgeregt habe ihn die Inszenierung nicht, aber er hätte sich gewünscht, dass Wagners eigentliche Intention besser herausgestellt worden wäre.
Regionalbischöfin Dorothea Greiner und ihr Ehemann Gottfried bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele 2016 | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Tim Schamberger Gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur sagte die evangelische Regionalbischöfin Dorothea Greiner, es sei gedanklich anregend, wie in der Inszenierung Religion "präsentiert, kritisiert und zelebriert wird". Allerdings werde die Darstellung des Abendmahls in der Oper "dramaturgisch pervertiert".
Kreuze fallen von der Wand, Kreuze im Sarg - wie das christliche Symbol des Kreuzes in Laufenbergs Inszenierung eingesetzt werde, lasse den Schluss zu, die Kunst sei die höhere Form der Religion, so Greiner - was sie bestreiten wolle. Auch Erzbischof Schick kritisiert die Szenen.
Trotz aller gemischten Gefühle gegenüber dem Laufenberg'schen "Parsifal" betont Regionalbischöfin Dorothea Greiner, Religionskritik sei legitim. Sie rate jedem, sich eine "Parsifal"-Aufführung anzusehen.
Religionskritik ist eine Form der Freiheit des Christentums.
Kommentare (3)
Montag, 01.August, 20:49 Uhr
Thomas
Parsifal
Dass der Herr Erzbischof seine Meinung zu kulturellen Ereignissen gibt und seine Interessen - die Interessen seiner Religion - vertritt, ist recht und billig. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass ein katholischer Bischof immer auch "die absolute Wahrheit verbindlich darlegt" - spätestens hier wird es problematisch: Der Erzbischof fordert somit nichts anderes als totale Unterwerfung unter seine (die kirchliche) Lehre. Hier ist der Zensur Tür und Tor geöffnet, der Beginn eines totalitären katholischen Gottesstaats droht. Wehret den Anfängen.
Montag, 01.August, 00:08 Uhr
Irene Zimmermann
Parzival Kirchenkritik - Kritikerrunde
Im Gegensatz zur Kritikerrunde, die aus mangelnder Kenntnis keinen Zugang zu dieser Parzivalinszenierung hatte, verstanden die Kirchenvertreter natürlich die oft quälende, aber auch ungeheuer aufregende Auseinandersetzung mit den fundamentalen Geheimnissen der christlichen Religion, auch wenn diese Interpretation so manchen noch verschreckte.
Donnerstag, 28.Juli, 18:09 Uhr
Streit
Kirchenkritik
Es wahr nix anderes zu erwarten zwar, nur wird Wagner auch noch falsch zitiert.
Selbstverständlich steht die mythisch ästhetische Kunstreligion
über dem Dogmatischen, vielmehr will sie diese befreien!