Bayreuther Festspiele
24. Juli - 27. August 2024
Alle sieben Jahre darf der Holländer an Land, um eine Frau zu suchen, die ihn von seinem Fluch erlöst. Richard Wagner schuf aus der Sage um den fliegenden Holländer ein faszinierendes Operndrama, das nicht nur in mehreren Fassungen, sondern auch in zahlreichen, höchst unterschiedlichen Interpretationen vorliegt. BR-KLASSIK stellt fünf herausragende Aufnahmen vor.
Bildquelle: BR
Der junge Hans Hotter mit mächtiger, farbenreicher Stimme – die Rolle des Holländers sollte ihn bald auf die Bühnen der Welt bringen. Die Aufnahme – ein Radio-Live-Mitschnitt – entstand 1944 unter der zupackenden Leitung von Clemens Krauss. Dass der Generalmusikdirektor des Münchner Nationaltheaters seine Gattin Viorica Ursuleac mit ihrer viel zu reifen Stimme als Senta besetzte, ist freilich schade.
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Clemens Krauss (1893-1954): Wagner: Der Fliegende Holländer (R.1944)
Der Dirigent ist nicht gerade als Wagner-Spezialist bekannt, doch allein die Besetzung verleiht dieser Aufnahme bis heute Referenzwert: George London als mythisch überlebensgroßer Holländer, Leonie Rysanek als leidenschaftlich übersteigerte Senta.
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Wagner - The Flying Dutchman - Leonie Rysanek - George London - Tozzi - Covent Garden - Dorati
Einer der ganz großen "Holländer"-Dirigenten war Wolfgang Sawallisch. Sein stürmisch-leidenschaftlicher Zugriff prägte die Rezeption des Stücks für Jahrzehnte und passte vorzüglich zu Wieland Wagners Inszenierung. Darin debütierte 1960 die 19-jährige Anja Silja und machte Schlagzeilen: endlich einmal keine reife Sopranistin als Senta, sondern eine Sängerin, der man die fiebrig übersteigerten Teenager-Träume wirklich abnahm. Außerdem sang Anja Silja die zwischenzeitlich tiefer transponierte Ballade erstmals wieder in der Originaltonart a-Moll. Gespielt wurde die pausenlose Version ohne Verklärungsschluss. Der Holländer Franz Crass war eigentlich ein veritabler Bass, bewältigte die Bariton-Partie aber äußerst nobel.
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Franz Crass; Anja Silja; Josef Greindl; "Der fliegende Holländer"; (Bayreuth); Richard Wagner
Astrid Varnay war eine absolut souveräne, vielleicht etwas zu reif und füllig klingende Senta. Der Wiener Bassist Ludwig Weber war ein sehr beliebter, doch etwas zu harmlos komödiantischer Daland. In der kleinen Rolle des Steuermanns Hermann Uhde war stimmlich nicht so üppig ausgestattet wie Franz Crass, doch ein großartiger Gestalter des dämonischen Vernichtungswahns der Titelfigur lässt Josef Traxel aufhorchen. Knappertsbuschs Tempi sind ziemlich schleppend.
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Wagner: The Flying Dutchman (Der fliegende Holländer) - Knappertsbusch Bayreuth 1955
Harry Kupfers legendäre, psychologische Holländer-Inszenierung, in der wir die Handlung als Wahnvorstellung Sentas erleben. Regie-Theater "at its best"! Außerdem der imposante Holländer von Simon Estes, der stimmgewaltige und schauspielerisch großartige Matti Salminen als habgieriger Daland und Lisbeth Balslev als überspannte Senta. Musikalisch absolut stimmig interpretiert von Woldemar Nelsson.
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Der fliegende Holländer 1986
Sendung: "Interpretationen im Vergleich" am 31.07.2020 ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK