Beethoven bewegt
BR-KLASSIK feiert Beethovens 250. Geburtstag
Es ist Beethoven-Jahr. Darum hören Sie nicht nur bei uns seine Stücke, die bekannten wie die weniger bekannten, sondern wir lassen Beethovens Symphonien auch persönlich zu Wort kommen; das haben sie sich echt verdient. In dieser Folge unserer "Beethoven-Symphonien-Selfies" stellt sich seine Siebente vor.
Bildquelle: BR/Alexander Naumann
Beethoven-Symphonien-Selfie #7
Apotheose des Tanzes
Grüß Sie, hallooo! ’tschuldigen Sie, bin noch etwas außer Atem, bin mit meinem "Ross" hergaloppiert! ... Jaaaaa, worum geht's? Ach ja, um mich! (lacht), Beethovens Siebte (lacht), nee, Symphonie, nicht Affäre! Jahrgang 1812, sein Opus Nummer ... ach, wer schert sich schon um diese Zahlen! Nein, kein Beiname, den Spitznamen (gespielt hochnäsig) "Apotheose des Tanzes" hat erst der Wagner ausgeheckt. Keine Extrawurst, kein verstecktes Programm (oder etwa doch? hehe). Geradewegs mit der Tür ins Haus.
Man war vom Beethoven schon gar nicht mehr gewöhnt, dass er mit einem wuchtigen Akkord die Symphonie eröffnet, noch dazu in der Grundtonart! Der Schurke hält sich auf einmal an die Regel? Direkt nach der Uraufführung, übrigens ein riesiges Benefizkonzert für Kriegsversehrte, spekulierte man schon wild: Was will der Beethoven denn diesmal zeigen? Eine Hochzeitsfeier? Eine Militärparade? Oder gar eine Gerichtsverhandlung? Beethoven war ganz schön sauer. (augenzwinkernd) So einfach will ich mich nämlich nicht durchschauen lassen. Meinen zweiten Satz hat trotzdem die Filmwelt für sich entdeckt.
Greifen Sie ruhig zu; ich bin da flexibel: Ruhe vor dem Sturm? Nebel nach der Schlacht? Melancholische Erinnerung an bessere Zeiten? Kann ALLES mein zweiter Satz; und vielleicht noch mehr! Um ehrlich zu sein: Tut mir für die armen Invaliden im Publikum schon leid, dass ich dann doch so viel Tänzerisches enthalte. Aber ich kann leider nicht anders. Z. B. im dritten Satz. Da rufe ich richtig "Hallo. Ich bin banale Tanzmusik!" Alles Taktik! Ich führe nämlich was im Schilde! Am Ende vereitle ich einen Trioeinsatz im letzten Moment. Den Witz erkannte schon Robert Schumann: "Man sieht den Komponisten die Feder wegwerfen." Nix da! Ab in den vierten Satz!
In seiner Siebten Symphonie hat Beethoven wieder was Neues ausprobiert: Diesmal ist es der Rhythmus, der die Großform bestimmt. Sei er andächtig schreitend wie im zweiten Satz oder unbändig vorpreschend wie im finalen Befreiungsschlag. Wagner feierte die unbändige Siebte als "Apotheose des Tanzes". (Uraufführung Dezember 1813)
Hier alle Neune im Überblick
Haha! Was sahen die Rezensenten nicht alles in diesem Finale! "Dionysische Ekstase", sogar "bösen Mutwillen". Dabei ist es eigentlich ein irischer Tanz! Kurz vor Schluss werde ich richtiggehend besoffen. Meine Bässe eiern im Nebel herum, in den Harmonien kriege ich nichts mehr auf die Reihe. (erschreckt) Oh, in meinem Kalender anscheinend auch nicht! Muss los, viel Spaß noch! (im Rausgehen rufend) Ihr schickt mir doch einen Mitschnitt, oder?
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