Das 1766 eingeweihte barocke Theater im schwedischen Königsschloss Drottningholm bietet neben einer historischen Kulisse auch eine noch funktionierende Bühnenmaschinerie aus der Entstehungszeit – inklusive Donner- und Windmaschine. Nach der Renovierung des Theaters im frühen 20. Jahrhundert begann man dort wieder mit Opernaufführungen. Zu denen kann man von Stockholm aus auch mit dem Boot anreisen.
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Blanke Holzdielen, bemalte Tapeten und historische Waschschüsseln – wer hat das schon heutzutage in seiner Künstlergarderobe? Im Schlosstheater von Drottningholm müssen die Künstler dafür allerdings auf fließendes Wasser verzichten und dürfen auch während der Proben auf keinen Fall Essen oder Getränke mit auf die Bühne nehmen – Denkmalschutz! Wie in Bayreuth fließt hier diesen Sommer sowohl auf als auch vor der Bühne viel Schweiß, denn natürlich gibt es keine Klimaanlage im barocken Theater, und das internationale Publikum sitzt im warmen Licht der Kronleuchter dicht nebeneinander auf den ansteigenden, königsblau gepolsterten Sitzbänken. Dafür kann man mit dem Boot von Stockholm aus anreisen, denn Wasser gibt es genug in der Umgebung - immerhin liegt das Schloss auf einer Insel.
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Historische Bühne in Schloss Drottningholm | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Pygmalion von Jean-Philippe Rameau | Bildquelle: © Bengt Wanselius
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Pygmalion von Jean-Philippe Rameau | Bildquelle: © Bengt Wanselius
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Pygmalion von Jean-Philippe Rameau | Bildquelle: © Bengt Wanselius
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Historische Kostüme | Bildquelle: © Drottningholm Schlosstheater
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Historische Kostümliste | Bildquelle: © Drottningholm Schlosstheater
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Bildquelle: © Bengt Wanselius Maximal 400 Zuschauer fasst das Schlosstheater. Zwei Neuproduktionen pro Saison von Mai bis Oktober sind das Ziel der Intendanz; mehr ist momentan aus logistischen und finanziellen Gründen noch nicht möglich. Seit 2014 teilen sich drei Frauen die Verantwortung: Intendantin Sofi Lerström hat zusammen mit der Dramaturgin Tuvalisa Rangström und der Musikdirektorin Maria Lindal einen künstlerischen Rat gegründet. Zusammen führen sie einerseits die Tradition der Barock- und Mozartpflege fort, setzen aber auch durch Auftragskompositionen bewusst neue, zeitgenössische Impulse. Ab Anfang Juni bis Oktober begleitet das Programm "Esprit" mit Konzerten und Jugendvorstellungen die Saison auf Drottningholm. Musikdirektorin Maria Lindal ist auch Konzertmeisterin des Drottningholmer Orchesters und verbindet mit diesem Ort ihre gesamte musikalische Entwicklung. "Dieses Jahr ist sehr besonders, weil wir zwei ziemlich neue Produktionen machen", sagt Maria Lindal "Die erste ist 'Pygmalion' von Rameau, aber mit der Choreografie und Regie von Saburo Teshigawara – moderner Tanz mit alter Musik". Tenor Anders Dahlin, der den Pygmalion singt, ist seit 2005 regelmäßig in Drottningholm zu Gast und sagt, es sei "unvermeidbar, ein Teil dieses Theaters zu werden, wenn man hier auftritt, da einen die Flügel der Geschichte umfassen".
Die zweite Premiere der Saison ist eine Uraufführung und für den 8. September angesetzt: "Die Geschwister von Mantua" erzählt vom Komponisten Salomone Rossi und seiner Schwester. Die Musik hat Maria Lindal aus Werken von Rossi, Monteverdi und Francesca Caccini zusammengestellt. Ergänzt wird sie durch zeitgenössische Arrangements und Kompositionen von Djuro Zivkovic. Wieder stehen sich Geschichte und Gegenwart in Drottningholm gegenüber, und das ist Absicht. Auch wenn das Theater auch als Museum dient und täglich Besucher über die historische Bühne geführt werden, soll hier keinesfalls museale Oper gespielt werden. Die großartige Akustik, und die von Menschenhand betriebene Theatermaschinerie ermöglichen auch Experimente und neue Kunstformen.
• Gelegen auf der Insel Lovön im Mälarsee, westlich von Stockholm
• Privater Wohnsitz der schwedischen Königsfamilie
• Das barocke Theater, eingeweiht 1766, bietet eine funktionstüchtige originale Bühnenmaschinerie.
• Das Schloss kann von Stockholm aus im Rahmen einer Bootstour besichtigt werden.
• Fahrzeit: Hin- und Rückweg jeweils 1 Stunde
• Bei Vorlage des "Stockholm-Passes" ist der Eintritt zu Schloss und Theater frei.
• Infos zu den Festspielen erhalten Sie auf der Homepage des Theaters.
Sendung: "Allegro" am 31. Juli 2018 ab 06:05 Uhr in BR-KLASSIK