Eine Stimme berührt unmittelbar - und ganz besonders, wenn aus ihr die Seele eines Menschen zu klingen scheint. So ist das bei der jungen Sängerin Alma Naidu. Auch als Komponistin überzeugt die Münchnerin, die in den letzten beiden Jahren einige, schöne Erfolge feiern konnte.
Bildquelle: BR/Markus Greißl
Bühne frei im Studio 2
Alma Naidu Quintett
Aufgewachsen ist Alma Naidu umgeben von klassischem Gesang. Ihre Mutter ist die am Gärtnerplatztheater in München engagierte Kammersängerin Ann-Katrin Naidu. Klavier- und Geigenunterricht, später dann Tanz und Musicalgesang gehörten wie das Gitarrespielen und eine Vorliebe für die Hardrock-Band "Metallica" zu Alma Naidus breitgefächerter, musikalischer Sozialisation. Das Komponieren erschien ihr zunächst reizvoller als das Singen. Beides lernt sie seit 2016 in ihrem Studium am Jazzinstitut der Musikhochschule in München. Stilistisch mehrgleisig ist Alma Naidu bei der Auswahl ihrer Engagements unterwegs. Deswegen singt sie in "Jesus Christ Superstar" am Staatstheater Augsburg, swingt mit dem bayerischen Landesjugendjazzorchester, oder feiert mit der Jazzrausch Bigband oder dem VKKO den Jazz als Tanzmusik ab. Gleichzeitig schärft Alma Naidu im stilistisch vielfältigen Tun auch ihr musikalisches Profil mit eigenen Bands und eigener Musik.
Sängerin Alma Naidu | Bildquelle: Tom Schneider Was kann einem jungen, aufstrebenden Jazztalent in so einer Phase Besseres passieren, als bei einer Jamsession im Club von einem erfolgreichen, erfahrenen Musiker entdeckt und im Anschluss von ihm engagiert zu werden? Genau das ist geschehen, als Alma Naidu in den frühen Morgenstunden bei der Jazzwoche in Burghausen 2019 eine berührende Version von "My funny Valentine" sang und den Schlagzeuger Wolfgang Haffner damit begeisterte. Schon wenige Monate später war sie einer seiner musikalischen Gäste beim großen Open-Air "Stars im Luitpoldhain" in Nürnberg und sang für 60.000 Menschen. Auch auf seinem aktuellen Album ist Alma Naidu zu hören und hat schon viele Konzerte mit ihm gespielt - selbst in Zeiten der Corona-Pandemie. Und das, obwohl sie auch anderweitig ziemlich beschäftigt war, und es nach wie vor ist. Im Herbst 2019 etwa absolvierte sie flankierend zu ihrem Studium am Jazzinstitut der Musikhochschule in München auch ein Gastsemester an der Royal Academy of Music in London, wo sie Unterricht von Norma Winstone bekam, einer der wichtigsten Stimmen des europäischen Jazz seit den 70er Jahren.
Im Lauf des vergangenen Jahres hat Alma Naidu auch ein komplettes Programm mit ihren eigenen Kompositionen geschrieben. Mit wunderbar ausbalancierter Dynamik entwickelt sie ihre ruhigen und weitbögigen Melodien mit einem enormen Gespür für effektvoll gesetze rhythmische Zäsuren und Akzente. So gelingt ihr genau die Art von Intensität, die beim Zuhören enorm entspannt. Kraftvoll poetisch, soulig oder mit seelenvollen Cantilenen angereichert ist ihr mit Jazzgefühl unterfüttertes Songwriting. Das stellte sie am 18.November 2020 zum ersten Mal mit ihrem neu formierten Quintett vor, in dem sie junge, spielerische Persönlichkeiten versammelt hat, mit denen sie ihre Ideen, Melodien und Texte zu wunderbaren Klangerzählungen formt. Mit Gitarrist Philipp Schiepek und Pianist Simon Oslender hat sie zwei perfekte, atmosphärisch gestaltende Begleiter und Solisten an Bord, die selbst als Bandleader und Komponisten gerade am Beginn einer vielversprechenden Laufbahn stehen. Mit Bassist Thomas Stieger und Schlagzeuger Valentin Renner dazu noch eine sensibel agierende Rhythmusgruppe.
Diesem außerordentlichen U25 Quintett "con alma" - mit einer Sängerin, die die Seele im Namen trägt -, ist bei seiner "Bühne frei im Studio 2" Audio-/Videosession eine musikalische Sternstunde gelungen, die wir glücklicherweise in Ton und Bild dokumentieren konnten.
Jazztime am Freitag, 04. Dezember 2020, 23.05 Uhr
"Bühne frei im Studio 2"
... für Alma Naidu (Gesang), Simon Oslender (Klavier), Thomas Stieger (Kontrabass), Philipp Schiepek (Gitarre) und Valentin Renner (Schlagzeug)
Aufnahme vom 18. November 2020 im Studio 2 des Münchner Funkhauses
Moderation und Auswahl: Beate Sampson