Hill Country: Ein Gebiet im Norden des US-Bundesstaates Mississippi, ein Katzensprung südlich von der Grenze zu Tennessee und dessen Hauptstadt Memphis entfernt. Für Blues-Freunde hat der Name der Region einen geheimnisvollen Klang - hier haben sich länger als anderswo traditionelle, teils archaische Blues-Traditionen gehalten. Zwei Niederländer haben davon faszinierende Aufnahmen gemacht.
Bildquelle: Ko de Korte und Tom Haarsma
Der eine: Ein Banker, Tom Haarsma - der andere: ein Biologe, Ko de Korte. Was sie verbindet ist die Suche nach dem Blues, dem richtigen, dem Blues der nach Staub klingt und nach Straße. Klar, dass sie irgendwann im Süden der USA landen.
Mit Mikrofonen, Kassetten-Decks und einer kleinen Super-VHS-Kamera machen sie sich 1989 auf den Weg über den Atlantik. Innerhalb von zwei Wochen besuchen sie 18 Musiker, nehmen ihre Geschichten und ihre Lieder auf: die kommunikationsfreudige Jessie Mae Hemphill auf ihrer E-Gitarre und den Mundharmonikaspieler Frank Frost. Glen R. Faulkner, den letzten Vertreter des Diddley-Bows, der einsaitigen Bottleneck-Gitarre - oder Otha Turner, den legendären Altmeister der schwarzen Fife-and-Drum-Tradition.
Jetzt hat Musik-der Welt-Autor Bernhard Hanneken die Aufnahmen der Niederländer wiederentdeckt: "Zufällig traf ich auf dem Bahnhof in Jena-Göschwitz einen Kollegen von mir, der im benachbarten Kahla das Blues-Café betreibt. Er wiederum ist mit Ko de Korte befreundet und erzählte mir von dessen unveröffentlichten Aufnahmen. Er schickte mir dann auch seine Kassetten-Kopien; anschließend habe ich Ko angemailt und auch getroffen. Der ist heute 72, verdient sein Geld mit der Organisation von Reisen in die Arktis und Antarktis, aber die Besuche bei den alten Blues-Musikern im Staat Mississippi sind immer noch das größte Erlebnis seines Lebens. Kein Wunder also, dass er einige Male feuchte Augen bekam, als er von den Begegnungen vor rund 25 Jahren erzählte."
Veröffentlicht haben die beiden Blues-Aficionados ihre Aufnahmen nie; bei "Musik der Welt" sind sie erstmals öffentlich zu hören. Die Musiker sind zwischenzeitlich alle verstorben; diese Einspielungen können deswegen als das Testament der letzten großen Vertreter des Hill Country Blues gelten.