Sie gehört zu den herausragenden jungen Jazz-Instrumentalistinnen Europas: die 1990 geborene englische Trompeterin und beachtliche Komponistin Laura Jurd. "To the Earth" heißt die neue CD.
Bildquelle: Edition Records
CD-Tipp: 8. Mai 2020
Laura Jurd/Dinosaur: To the Earth
Bei ihr klingt jedes Stück sofort wiedererkennbar: auf feine Art griffig. Die Themen ihrer Stücke haben eigenen Witz.
Das ist die englische Trompeterin Laura Jurd mit ihrer Band namens Dinosaur. Der Name amüsiert, denn auf keinen Fall klingt diese Musik wie ein Sound aus grauer Vorzeit - und was man ihr erst recht nicht nachsagen kann, ist die geistige Unbeweglichkeit einer Urzeitechse. Ganz im Gegenteil: Die Musik dieser Band sprüht nur so vor Intelligenz, und sie gehört zu den jungen Sounds aus London. Diese Gruppe aus Musikern, die sich während des Studiums kennengelernt haben, besteht jetzt zwar schon seit zehn Jahren - aber sie strahlt eine enorme Frische und Spiellust aus. Die Stücke überraschen.
Die Tonsprünge in einem der Stücke klingen wie Hommagen an den schrägen Klavier-Ahnen Thelonious Monk - dies aber in einem Band-Sound, der völlig eigen ist. Meister im Schaffen, Durchhalten und dann wieder im ironischen Brechen von Stimmungen sind die Musiker dieses Quartetts. Die listigen Einwürfe etwa von Pianist Elliot Galvin - selbst ein hochgehandelter Solist und Bandleader -, dazu die stoische Ruhe von Bassist Conor Chaplin und Schlagzeuger Corrie Dick: Das ist eine besondere Mischung.
An vielen Details spürt man den Hintersinn dieser Band, die immer mal wieder das tut, was man gerade nicht erwartet. Von einem Klangvergnügen zum nächsten führen die Stücke dieser CD mit dem bodenständigen Titel "To the earth". Die Bandleaderin spielt neben Trompete und Flügelhorn auch mal das tiefere Tenorhorn - und ihre Klangphantasie als Komponistin und Instrumentalistin scheint kaum Grenzen zu haben. Die Menge an klanglichen Facetten auf dieser CD verblüfft. Und doch gerät diese Musik nie in einen stressigen Originalitätszwang. Da ist kein hektisches Sich-Beweisen-Müssen zu spüren, sondern große Gelassenheit und Souveränität. Mit einem langsamen, bluesigen Stück, bei dem alle vier Bandmitglieder als Komponisten ausgewiesen sind und das folglich wohl eine freie Improvisation war, klingt die CD aus: Es ist so spannend, dass es dazu animiert, das ganze Album gleich noch einmal von Anfang an zu hören. Auch das ist sehr zu empfehlen!