Eine ganze Welt an Klänge steckt in den Saiten der Zither. Die neue CD-Box "Magic Zither" zeigt die unterschiedlichen Facetten dieses Saiteninstruments.
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Musik der Welt
CD-Tipp: Magic Zither
Eine Musikreise durch alle Weltregionen, Stile und Epochen, immer dabei: die Zither, eines der ältesten Musikinstrumente der Menschheit, in allen erdenklichen Bauformen. "Magic Zither" heisst der gewaltige neue Sampler aus der Reihe "NoEthno - Bibliothek der Weltmusikinstrumente": Vier mit je 80 Minuten randvolle CDs sowie eine Dreieinhalbstunden-DVD zur Welt der gezupften und gestrichenen Zither, inklusive Karl Valentins "Der Zithervirtuose". Da ist das wohlvertraute alpenländische Instrument ebenso dabei wie die finnische Kantele, die japanische Koto und die brasilianische Berimbau, aber auch Dulcimer, Spinett und Cembalo, die auch zur großen Zither-Familie zählen, oder Instrumente aus Afrika und Asien. Und wir begegnen bekannten Interpreten wie Wanda Landowska, Bob van Asperen und Georg Glasl ebenso wie unbekannten Spielern aus den entlegensten Winkeln der Erde. Mit Aufnahmen vom Rudolstadt-Festival, Plattenproduktionen und unveröffentlichtem Material, darunter auch Mitschnitte von BR-KLASSIK.
Zwei Filmklassiker lassen grüßen: Mit einer Zither-Melodie, die zum Welt-Hit wurde, vom Wiener Anton Karas 1948 in "Der Dritte Mann" von Orson Welles. Oder mit dem putzig-überdrehten Cembalo-Signet für die rüstige "Miss Marple" und ihre detektivischen Ermittlungen vierzehn Jahre später. Zwei der bekanntesten Beispiele für Musik aus der großen Familie der gezupften Zither, zu der auch das Cembalo gehört.
Das Spannende an dieser umfassenden Kompilation ist vor allem das Nebeneinander von bekannten und völlig unbekannten Instrumenten, die zwar alle zum Oberbegriff "Zither" zählen, in ihrer Bauform aber grundverschieden sind. Es gibt sie als Kastenzither, Lautenzither oder Trogzither, als Stab- oder Röhrenzither, auch in vielen Mischvarianten. Und sogar in Krokodilform.
Man kann sich mühelos verlieren in diesem Reichtum der Instrumente, ihren verschiedenen Bauformen und Spielweisen aus allen Ecken der Welt. Mal ganz allein gespielt, mal als Begleitung von Gesang oder als Soloinstrument mit Orchesterbegleitung. Verwirrend und beglückend ist diese Mischung aus Fremdem und Vertrautem - ein großer Glücksgriff ist diese CD-Box!
Mit großer Entdeckerfreude und zugleich repräsentativ zusammengestellt von Bernhard Hanneken, dem langjährigen künstlerischen Leiter des Rudolstadt-Festivals, Deutschlands größtem Weltmusikfestival. Von ihm stammen auch die wissenschaftlich fundierten Einführungs- und Begleittexte zu jedem Instrumententyp und jedem Musiktitel, die informativ, aber niemals trocken sind.
Mein Tipp: Die CDs einfach durchlaufen und sich überraschen lassen von dieser unglaublichen Vielfalt der Zither-Klänge. Die Kacapi aus Indonesien neben der Mvet aus dem Kongo oder der Marovany aus Madagaskar. Um dann blätternd im opulent bebilderten 140 Seiten starken Booklet nachzuvollziehen, was da überhaupt erklungen ist. Wie verschieden die Bauformen der großen Zither-Familie sind. Vom thailändischen Pin-Pia-Monochord bis zur Konzertzither im bayerischen Dreigesang.
Und dann schließlich noch eine dreieinhalbstündige DVD, auf der Münchens Bach-Ikone Karl Richter ebenso zu erleben ist wie der letzte ukrainische Wanderprediger. Oder Interpreten aus den USA wie die Country-Legende Mother Maybelle Carte, aus Estland, Uiguristan und Korea neben Karl Valentin und seinem genialen "Zithervirtuosen".
Ein wunderbarer Parforceritt durch die Welt der gezupften und gestrichenen Zither, der Ohren und Horizont erweitert.
Diverse Interpreten
NoEthno 1025-29
4 Audio CD / DVD Video