Drei ausgewiesene Jazzmusiker begeben sich auf die Spuren traditioneller USamerikanischer Musik. Von Folk und Bluegrass inspiriert kreieren sie eine imaginierte Folklore, aus der eine große Ruhe spricht.
Bildquelle: ACT Music
CD-Tipp: 22. April 2020
Grégoire Maret, Romain Collin & Bill Frisell: Americana
Sie lassen sich Zeit, setzen ihre Noten fast schon sinnierend, und es ist als könnte man diesen Musikern dabei zuhören wie sie sich erinnern an schöne, harmonische Tage, die sie nun ins klingende Licht der Melancholie tauchen, weil sie vergangen sind.
Wenn die Mundharmonika, die so fröhlich und quirlig klingen kann, einen wundersam klagenden Ton anstimmt, und die Akkorde der Gitarre den Horizont weiten, wenn man glaubt Geschichten aus der Musik herauszuhören, die sich einst am Lagerfeuer erzählt wurden, dann ist man ihnen erlegen: den „Americana“ in ihrer schlichten Schönheit, so wie sie auf diesem Album von drei U.S. Amerikanern definiert wird, von denen einer aus der Schweiz stammt und einer aus Frankreich.
Grégoire Maret und Romain Collin spielen schon lange im Duo zusammen und haben in den letzten 20 Jahren auch erfolgreich Fuß gefasst in den Bands und als Gastsolisten berühmter Jazzmusiker wie Herbie Hancock und Pat Metheny. Die amerikanische Kultur und Musik, und eine ethische Haltung der Offenheit und Vielfalt habe sie einst dazu gebracht, sich in den U.S.A niederzulassen, steht im Booklet geschrieben, und es sei diese Vision Amerikas, der sie mit dem Repertoire des Albums Tribut zollen möchten.
Mit dem Gitarristen Bill Frisell haben sie dafür einen Mitstreiter gefunden, der seit Jahrzehnten die ländliche amerikanische Musik in seinen Kompositionen reflektiert. In ruhigen Tempi verbindet er den Widerhall traditioneller Lieder und Tanzstücke mit der harmonischen Welt des Jazz in seinem ganz eigenen, tief durchatmenden Tonfall.
Zwei Stücke auf dem Album sind von ihm, vier weitere von Grégoire Maret und Romain Collin. Alle klingen sie wie zeitlose Klassiker, wie Musik, die man schon lange kennt und liebt. Und sie passen wunderbar zu Mark Knopflers "Brothers in Arms", das die drei Musiker ebenso in ihre bedachte Klangsprache übersetzt haben wie auch den 60er Jahre Countryklassiker "Wichita Lineman" und den modernen Folksong "Re:Stacks" von Justin Vernon.
Musik, in der man Ruhe finden kann, ist das, Musik, aus der ein tiefes gegenseitiges, sich achtendes Verständnis spricht, und Musik, von der ich mir wünschte, die Welt wäre so wie sie klingt.
Grégoire Maret - Chromatische Mundharmonika
Romain Collin - Piano, Moog, Orgel & Effekte
Bill Frisell - Elektrische und akustische Gitarre, Banjo
ACT 9049-2 (LC 07644)