BR-KLASSIK

Jazz mit Streichern, da hört man vor dem inneren Ohr schon zuckersüße Geigenteppiche, über die ein Instrument schmachtvolle Töne spielen darf. Es geht aber auch anders, das zeigt Joshua Redman auf seinem aktuellen Album "Sun on Sand" zusammen mit dem "Brooklyn Rider"-Streichquartett.

Bei ihm geht es um was, das spürt man schon bei den ersten Noten. Egal ob im Studio oder auf der Bühne, der 50-jährige US-Starsaxophonist spielt mit vollem Risiko und berstender Energie. Die improvisatorische Grenzerfahrung ist Joshua Redman wichtig. Dinge spielen, die er nicht schon geübt hat, die Suche nach neuem, das Überraschungsmoment, das sind Merkmale seines Spiels und das hört man auf dem aktuellen Album des Amerikaners.

Licht in allen Farben

"Sun on Sand" heißt die achtteilige Suite, komponiert von Patrick Zimmerli, in der es ausschließlich um Licht geht. Gleißendes Blenden, zuckende Blitze, aber auch düster-schummriges Funkeln hat Zimmerli versucht kompositorisch darzustellen.
Halb in Paris, halb in seiner Heimatstadt New York lebt Zimmerli und auch seine Werke pendeln, und zwar zwischen Klassik und Jazz.
Für den Komponisten, selbst Saxophonist, ist es die zweite Zusammenarbeit mit Joshua Redman. Zum Album "Walking Shadows" aus dem Jahr 2013 schrieb Zimmerli die Streicherarrangements. Bei "Sun on Sand" ist er nun der alleinige Komponist, gibt aber seinem Solisten Redman viel Freiraum.

Ensemble-Power und feurige Grooves

Mit dem "Brooklyn Rider"-Streichquartett hat Redman großartige Partner auf genau der richtigen Wellenlänge gefunden. Das Quartett wirft sich, wie der Saxophonist auch, ins Zusammenspiel. Mit großer Emotion und Hingabe musizieren die Streicher und ihr ganz weiter Horizont scheint dabei durch.
Sie können romantisch verdichtet schwingen, aber auch kristallklar ihre Stimmen herausstellen. Ein leichter Folk- und Bluegrass-Touch ist auch immer wieder spürbar. Die vier Streicher fungieren keineswegs als Klangteppich, sie liefern immer wieder motivische Anknüpfungspunkte für das Tenorsaxophon und greifen auch selbst melodisch ins Geschehen ein.

Heimliche Stars der Aufnahme sind aber der japanische Schlagzeuger Satoshi Takeishi und Kontrabassist Scott Colley. Sowohl die Grundfärbung, als auch den druckvollen Groove der Stücke bestimmen sie.
Zwar zünden nicht immer alle kompositorischen Ideen Zimmerlis, aber das kraftvoll-kompakte Zusammenwirken und das Feuer aller Beteiligten machen "Sun on Sand" zu einem großen Genuss.