BR-KLASSIK

Inhalt

24. Django Reinhardt Memorial Augsburg Was wohl Django dazu sagen würde

Beim Django Reinhardt Memorial Augsburg treffen sie sich: Django-Reinhardt-Fans, Instrumentenbauer, Sinti-Swinger, echte Gypsies und solche, die gerne welche wären. Am Freitag beginnt das Festival im Parktheater des Kurhauses Göggingen.

Django Reinhardt | Bildquelle: Library of Congress/Gottlieb

Bildquelle: Library of Congress/Gottlieb

Oberlippenbart und Pomade im Haar

Er hat den europäischen Jazz miterfunden und mit seiner Spielweise einen ganzen Jazzstil geprägt. Was wäre, wenn Django Reinhardt am Hauptbahnhof in Augsburg aussteigen würde und sich heute auf den Weg nach Göggingen zum Parktheater machen würde?

Django Reinhardt steckt sich eine Zigarette in den Mundwinkel - wahrscheinlich eine Gauloise -, nimmt seinen Gitarrenkoffer in die rechte Hand und schlendert durch Augsburg. Er kommt zum kleinen Park an der Gögginger Straße, rechts geht's zum Klausenberg hinunter. Django blickt Roy Black in die Augen, zumindest seiner Büste. "Gestiftet von Deiner Fangemeinde", lautet die Inschrift darunter.

Django streicht sich über seinen schmalen, äußerst gepflegten Oberlippenbart. Was dieser Black gemacht hat, weiß Django Reinhardt natürlich nicht, der Gitarrist war schon zwölf Jahre tot, als Black 1965 seinen ersten Hit landete. Django ahnt auch nicht, was seine eigenen Fans wenige Meter den Berg hinunter jährlich veranstalten. Er betritt die Einfahrt zum Kurhaus und steht sich selbst gegenüber. Sein Bild ziert das Plakat des 24. Django Reinhardt Memorial Augsburg. Verwundert schiebt er seinen Krawattenknoten zurecht und streicht sein schwarzes pomadisiertes Haar nach hinten.

Überall Djangos Klänge

Django Reinhardt geht durch einen offenen Seitenflügel des Kurhauses in den Innenhof vor dem Parktheater - und ist in seiner Welt. Musiker gruppieren sich um die Tische, dort die Klänge von "Minor Swing", drüben ein bisschen "Nuages". Gitarristen mit edlen Instrumenten feuern sich gegenseitig an, die einen begleiten, die anderen spielen Solo, dann wird gewechselt. Man spricht Französisch, Englisch oder Schwäbisch. Die Verständigung ist aber kein Problem, die allgemein gültige Sprache hier ist die Musik. Unsere Jazzlegende würde sich einen "café" holen, freundlich, aber bestimmt darauf aufmerksam gemacht werden, dass im Gebäude absolutes Rauchverbot gilt und sich dann im Hof einen Stuhl suchen.

Er würde seine Gitarre auspacken und zu spielen beginnen. Vielleicht seine Komposition "Swingtime in springtime", passend zur schmeichelnden Frühlingssonne, die den Innenhof erwärmt. Die anderen Musiker würden hellhörig werden, sich um ihn scharen und lauschen, mitjammen und seine Soli bejubeln. Er würde sich wohlfühlen beim Django Reinhardt Memorial Augsburg in der traumhaften Kulisse des Kurhauses. Auch die Konzerte im wunderbaren Ambiente des Parktheaters würden ihn begeistern. Er wäre geschmeichelt und wahrscheinlich auch ein bisschen stolz, denn seine Musik lebt hier.

Insgesamt fünf Bands huldigen Djangos Klängen vom 22. bis zum 24. April hier: Das Quartett von Gonzalo Bergara zum Beispiel. Der Gitarrist kommt aus Argentinien und führt in seiner Musik Gypsy-Swing und die Klänge seiner südamerikanischen Heimat zusammen. (23. April 19.30 Uhr)

Oder bei der französischen Band "Swing of France". Unter dem Motto "Jazz musette strikes back!" mischt sich alles, was man mit zwei Gitarren, Akkordeon und Tuba so spielen kann, Hauptsache im dreiviertel Takt. (24. April 11 Uhr) Ihr ganz spezieller Humor zeigt sich auch in der Gestaltung ihrer Teaservideos…

Dazu das Karlsruher Armin Heitz Trio mit dem rumänischen Geiger George Urziceanu als Gast (22. April 19.30 Uhr) und die Band des Gitarristen Yorgui Loeffler aus dem Elsass (22. April 21 Uhr), sowie dem Paulus Schäfer Trio aus den Niederlanden (23. April 21 Uhr)

Django hat noch nicht zugesagt

Django Reinhardt selbst kann dieses Wochenende leider nicht im Parktheater Göggingen auftreten, er ist wahrscheinlich auf einer anderen Jamsession eingeladen, zusammen mit Louis Armstrong oder Leopold Mozart. Oder vielleicht sogar Roy Black.

    AV-Player