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Joe Viera im Interview Der Macher aus Burghausen

Zum 50. Mal kommen im März 2019 internationale Jazzgrößen ins oberbayerische Burghausen. Im Gespräch blickt Macher und Organisator Joe Viera auf die Höhepunkte des weltweit renommierten Festivals zurück. Und ans Aufhören denkt der mittlerweile 86-Jährige noch lange nicht.

Joe Viera auf der Bühne | Bildquelle: IG-Jazz Burghausen e.V.

Bildquelle: IG-Jazz Burghausen e.V.

BR-KLASSIK: Als sie damals vor 50 Jahren mit der Jazzwoche angefangen haben – hätten Sie gedacht, dass sie so lange dauert?

Joe Viera: Gedacht nicht, aber gehofft. Dass wir das 50-jährige Jubiläum erleben, weil wir da ein richtig gutes Team haben – und diese Teamarbeit spielt in Burghausen eine ganz große Rolle. Es ist ja alles non-profit, das darf man nicht vergessen. Das Dümmste, was man machen kann, ist aufzuhören – aus welchen Gründen auch immer.

Den Spruch 'Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist' habe ich noch nie für sehr sinnvoll gehalten.
Joe Viera

Burghausen, das Universal-Festival

BR-KLASSIK: Hatten Sie musikalisch eine Vision für die Jazzwoche?

Joe Viera: Natürlich, von Anfang an. Nachdem ich damals selbst schon als Musiker gespielt hatte und mich der Jazz immer als Ganzes interessiert hat, war mir von Anfang klar: Das hier muss ein Universal-Festival werden und keine Neuheiten-Messe! Alle Stile des Jazz finden hier in Burghausen Berücksichtigung. Viele Festivals konzentrieren sich ja auf ganz bestimmte Dinge und Strömungen, nicht aber auf den Jazz als Ganzes. Außerdem hat es sich schnell herumgesprochen, dass wir sehr gute Bedingungen für die Musiker und auch für die Zuhörer bieten – und dass Burghausen ein wunderschöner Ort ist, wo man durchaus auch mal gut Urlaub machen kann.

BR-KLASSIK: Das heißt, Sie können sich heute vor Angeboten kaum retten?

Joe Viera: Ja, auch immer mehr amerikanische Musiker kennen das Festival, und im größten Jazz-Lexikon der Welt sind wir auch genannt. Darauf können wir schon stolz sein …

BR-KLASSIK: Wenn Sie jetzt auf diese 50 Jahre schauen – gab es etwas, was für Sie auch überraschend war?

Joe Viera: Ja natürlich. Musiker, mit denen wir nicht gerechnet haben, wie zum Beispiel Teddy Edwards. Einer der ersten Bebop-Saxophonisten aus Kalifornien, und den haben wir nur bekommen, weil ein anderer Musiker einen Tag vor seinem Auftritt nach New York zurückfliegen musste. Dann hat uns eine holländische Agentur Teddy Edwards angeboten – mit dem ich nie gerechnet hätte. Auch das Konzert der Mingus Big Band war einer der Höhepunkte in den 50 Jahren des Festivals.

Unvergessliche Begegnungen

BR-KLASSIK: Für mich klingt durch, dass es in dieser langen Zeit keinen Momente gab, wo Sie davon gelangweilt gewesen wären?

Saxophonist und Festivalgründer Joe Viera auf der Bühne in Burghausen | Bildquelle: Joe Viera Saxophonist und Festivalgründer Joe Viera auf der Bühne in Burghausen | Bildquelle: Joe Viera Joe Viera: Nie. Erst die Vorbereitung, dann die Durchführung. Und dann darf man nicht vergessen: Neben und nach den Konzerten gab es immer auch Jam Sessions. Dafür haben wir von Anfang an unseren Jazzkeller bereitgestellt und eine sogenannte Haus-Rhythmusgruppe, so dass ein Bläser nach dem Konzert gleich einsteigen und spielen kann. Und einige der größten Ereignisse sind tatsächlich bei diesen Sessions passiert. Das kann man natürlich nicht vorhersagen, aber jeder kann sich glücklich schätzen, der dabei gewesen ist.

BR-KLASSIK: Da entstehen dann einfach Momente, in denen auch durch die guten Bedingungen und das Eingespielt-sein etwas entstehen kann, was wirklich besonders ist.

Joe Viera: Man darf nicht vergessen: Da treffen sich Musiker, die sich schon lange kennen, und andererseits treffen Musiker aufeinander, die noch nie zusammengespielt haben. Ich erinnere mich an den englischen Posaunisten Roy Williams. Als der gehört hat, dass Albert Mangelsdorff auch da ist, hat Williams sofort gesagt: Mit dem möchte ich gerne zusammen spielen. Und die Beiden haben dann spät in der Nacht im Duo gespielt. Das hätte man auf Schallplatte aufnehmen sollen. Vor allem bei den Sessions kommt es zu unerwarteten Begegnungen, die dann wirkliche Höhepunkte sind.

Ich hoffe, dass alle Konzerte der Jazzwoche 2019 Höhepunkte sein werden.
Joe Viera

BR-KLASSIK: Gibt es bei der Jubiläumsausgabe der Jazzwoche Burghausen etwas, das Sie vielleicht hervorheben möchten?

Joe Viera: Nein, eigentlich gar nichts. Ob nun Jamie Cullum oder die Bigband Burghausen ich hoffe, dass alle Konzerte Höhepunkte sein werden.

Sendung: "Leporello" am 27. März ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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