BR-KLASSIK

Nach einem köstlichen Essen ist es eine häufige Reaktion: "MMMMH". Ein Seufzen, das puren Genuss zum Ausdruck bringt. Die Pianistin Masako Ohta und der Trompeter Matthias Lindermayr haben so einen Genusszustand mit ihrer Musik auf ihrem neuen Album erzeugt.

Der Förderpreis der Stadt München für Musik ist eine tolle Sache: 6000 Euro erhalten Musikerinnen und Musiker, um ihre Projekte zu realisieren. Noch schöner ist es, wenn aus dem Kennenlernen bei einer Preisverleihung ein musikalisches Miteinander entsteht. So geschehen im Jahr 2019: Masako Ohta und Matthias Lindermayr leben beide in München und erhielten den Förderpreis für Musik der Stadt. Bei der Preisverleihung lernten sie sich kennen - der Beginn einer der aufregendsten musikalischen Konstellationen der aktuellen Szene.

Zwei Welten, ein Sound

Masako Ohta, geboren in Tokyo, lebt seit 1988 in München. Sie ist klassische Pianistin mit weitem Horizont und Vorliebe für Improvisation, aber eine Jazzmusikerin ist sie nicht. Matthias Lindermayr, eine gute Generation jünger, aus München, ist Jazztrompeter mit ebenso weitem Horizont, aber klassischer Musiker ist er nicht.

Herrliche Zusammenklänge und würzige Dissonazen

Wenn diese beiden Menschen mit feinen Ohren und sensiblen Antennen auf ihrem ersten gemeinsamen Album zusammen Töne erfinden, zeigt sich die verbindende Kraft der Musik auf leise, aber umwerfend starke Art. Die zierliche Pianistin und der schlaksige Trompeter lassen ihre Klänge und Geräusche auf so reizvolle und natürliche Weise verschmelzen, als hätten sie jahrelang nichts anderes getan.

Beide spüren mit viel Raum den Tönen nach, geben der Musik radikal langsam die Zeit, sich zu entwickeln und zu entfalten. Kleine Themen haben beide komponiert, aber weite Teile des Albums sind auch frei improvisiert, geleitet nur vom untrüglichen Gespür der beiden für herrliche Zusammenklänge und würzige Dissonanzen.

"MMMMH" - ein Ohrenschmaus

Den Titel "MMMMH" bekam das Album von einer Freundin von Masako Ohta. Sie empfand den Applaus am Ende von klassischen Stücken immer als einen heftigen Bruch. Daher schlug sie vor, man könne doch, wenn die Musik verklungen ist, einfach gemeinsam "MMMMH" sagen, wie nach einem köstlichen Essen.
Selten gab es einen passenderen Titel für ein Album. Also: die Musik auflegen, die Augen schließen, Masako Ohta und Matthias Lindermayr lauschen - "MMMMH".