Es ist ein Plädoyer für Toleranz und ein friedliches Miteinander und aktueller denn je: das Kulturprojekt „Unified Voices of Banat“ des Goethe-Instituts, im November 2021 in Berlin aufgeführt. Die Premiere in Rumänien fand im Februar vier Tage nach dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine statt.
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Unified Voices of Banat
Ein Audiobeitrag von Jay Rutledge
Schon der Komponist Béla Bartók, einer der ersten großen Musikethnologen, hat hier geforscht und Volksmusik gesammelt: im Banat, der Grenzregion von Rumänien, Serbien und Ungarn, in der bis heute unterschiedliche Kulturen friedlich zusammenleben.
In einem aktuellen Porträt des Goethe-Instituts werden diese Stimmen verschiedenster Ethnien und Völker nun gebündelt: „Unified Voices of Banat“ heißt das Musiktheater-Projekt, gefördert vom Internationalen Koproduktionsfond des Goethe-Instituts.
Sabina Ulubeanu | Bildquelle: © Sabina Ulubeanu
Entwickelt wurde diese hybride Performance von der Sängerin Claudia van Hasselt, dem iranischen Musiker Amen Feizabadi und dem gemeinsamen „Tan-in Musiktheatre Collective“. Mit dabei ist auch die rumänische Sängerin und Komponistin Sabina Ulubeanu.
Auf ihrer musikalischen Spurensuche im Banat erlebte das Trio van Hasselt, Feizabadi und Ulubeanu manche Überraschung: eine Roma-Hochzeit, zufällig im Vorbeifahren entdeckt, mit einer großen Familie und eigens aus Deutschland angereisten Mitgliedern aus Titisee im Schwarzwald, die in einer gemeinsamen Improvisation gipfelte. Die Begegnung mit Iosef Puskita, einem der letzten Doina-Sänger, jener uralten Form des Trauergesangs in Rumänien. Oder die Gespräche mit Victor Neumann, der Professor für Geschichte an der Universität von Temisoara / Temeswar ist und mit seiner politischen Einordnung immer wieder zur Schlüsselfigur für die Entwicklung von „Unified Voices of Banat“ wurde.
Claudia van Hasselt | Bildquelle: © Claudia van Hasselt
In dem Musiktheaterstück zeigt ein Video Musiker aus einem Dorf im Banat, dann überlagern immer wieder Musiksequenzen aus verschiedenen Regionen die Szenerie und sorgen für Perspektivwechsel.
Künstlerisch umgesetzt wurde diese Diversität durch Zurückhaltung - „Wir haben wirklich nur originales Material gelassen und das nicht kommentiert“, beschreibt es Claudia van Hasselt. „Wir haben keine Verschmelzung angestrebt, sondern das alles wirklich nebeneinander gestellt.“
Dabei ging es in diesem interkulturellen Projekt auch nicht darum, jeder der vielen Volksgruppen im Banat zu gleichen Teilen eine Stimme zu geben. Wenn das Kuratoren-Team auch nicht unbedingt ein kreatives Miteinander der Kulturen dort vorfand, so beeindruckte doch ihr friedliches Nebeneinander in dieser historischen Landschaft zwischen Theiß, Donau, Maros und den Südkarpaten. In jedem Fall herrscht im Banat ein pragmatischer Geist des Zusammenlebens und Respekts, der Schule machen könnte. „Wir haben gemerkt: die leben wirklich getrennt voneinander. Das sind getrennte Kulturen, die aber untereinander befreundet sind. Dadurch, dass die sich in Ruhe lassen, funktioniert das“, erklärt Clauda van Hasselt diese besondere Koexistenz auf Augenhöhe.
Bildquelle: © C. van Hasselt
SENDUNGSHINWEIS:
In unserer Reihe „Basar - Dialog der Kulturen - Aktuelle Projekte des Goethe-Instituts“ am 2. April 2022 um 23.05 Uhr stellt BR-Moderator Jay Rutledge das zeitgenössische Musiktheater „Unified Voices of Banat“ vor, gefördert vom Internationalen Koproduktionsfond des Goethe-Instituts. Der unterstützt seit 2016 interkulturelle Kulturaustauschprojekte. Aktuell läuft gerade wieder die Bewerbungsphase, neue Projekte sind herzlich willkommen! Abgabeschluss ist der 21. April 2022, alle Einzelheiten finden sich auf www.goethe.de/ikf
https://www.br-klassik.de/programm/radio/ausstrahlung-2754976.html