Er ist Deutschlands bekanntester Schlagzeuger - mit einer beispiellosen Karriere, die weit über den Jazz hinausreicht. Am 7. Dezember feiert Wolfgang Haffner seinen 50. Geburtstag.
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Wolfgang Haffner: Lässigkeit auf der Bühne ist sein Markenzeichen. | Bildquelle: Jarasum Jazz Center Unglaublich gelassen sitzt er auf dem Hocker, der für Schlagzeuger die Welt bedeuten kann, er federt genüsslich im Rhythmus, ganz "laid-back", also in souveräner Entspanntheit, und er hat dabei sehr oft, bei aller Konzentration auf die Sache, ein jugendliches Strahlen im Gesicht. So kennt man ihn aus vielen Konzerten und von Videos, die ihn auf Bühnen oder in einem Studio zeigen.
Der große Lässige mit dem sicheren Takt ist ganz offenbar ein Genussmensch. Oder sagen wir es so: Er macht die Lust an den Tönen und die Leichtigkeit ihres Tanzes innerhalb der Metren auch in seiner Mimik und Körpersprache erfahrbar. Er ist das Inbild von einem, der genießt, was er tut - und Tausende Musikfans auf der Welt genießen das Ergebnis.
Setz Dich hin, aus Dir wird was.
Der Satz fiel 1978. Wolfgang Haffner war damals 13. Gesagt hat den Satz der Bildhauer und Musiker Harald Pompl, Haffners erster Schlagzeuglehrer. Und Pompl hatte recht. Schon wenige Jahre später war in Nürnberg die Rede von einem "Schlagzeug-Wunder". Ein ganz junger Typ, so ein langer, blonder, freundlicher, noch keine zwanzig, sei da in unterschiedlichen Bands und bei vielen Sessions zu erleben und spiele wie ein junger Gott. Die Mutter Klavierlehrerin, der Vater Kirchenmusikdirektor: Das war der Grundstein. Als Wolfgang Haffner - geboren 1965 in Wunsiedel - sieben war, brachte der Vater ein Schlagzeug nach Hause. Damals gab es immer mal wieder Gottesdienste mit Beatmusik. Wenn das von Wolfgang Haffners Vater für die Gemeinde angeschaffte Instrument in der Kirche nicht gebraucht wurde, stand es im Wohnzimmer.
Es stand da - dann hab' ich mich mal dahinter gesetzt. Und dann war's eigentlich klar.
Die Lust am Tanz der Stöcke über gespannten Fellen und konvexen Metallscheiben war geweckt. Parallel lernte Wolfgang Haffner daneben noch immer Klavier, aber das Schlagzeug spielte eine immer größere Rolle. 1976 zog die Familie nach Rummelsberg bei Nürnberg. Haffner, der auch Unterricht bei dem ebenfalls international bekannten, in Ansbach lebenden Schlagzeuger Evert Fraterman nahm, wurde in der Szene herumgereicht. "Wie Flüsterpost war das", sagt er, "das ging ganz schnell." In sechs, sieben Bands habe er gleichzeitig gespielt, irgendwann ging es dann auch einmal nach München und nach Berlin. Und vor allem, es kam der Anruf von Albert Mangelsdorff. „Als ich siebzehn war, rief Mangelsdorff bei meinen Eltern an, ich konnte es gar nicht glauben.“
Zwanzig Jahre lang spielte Wolfgang Haffner mit Mangelsdorff. Und dieser musikalische Mentor prägte ihn auch menschlich. Ganz früh sagte Mangelsdorff dem gerade am Beginn seines Höhenflugs stehenden Wolfgang Haffner in einem ruhigen Moment in der leisen und freundlichen Art, die viele von dem Posaunisten kannten: "Glaub nicht, dass Du was Besseres bist als der Handwerker nebenan." Das war eine Maxime, die ursprünglich von Mangelsdorffs Vater stammte - und Wolfgang Haffner sagt: "Das habe ich nie vergessen. Das hat mich immens auf dem Boden gehalten."
Bald kam er in die Bigband von Peter Herbolzheimer, mit 28 für zwei Jahre in die Band der großen Sängerin Chaka Khan. Elf Jahre spielte er bei Klaus Doldingers Passport. Vier Jahre bei Konstantin Wecker. Fanta 4 und Xavier Naidoo nennt er selber auch noch - und wenn man bei Musikern herumfragt, dann hört man Antworten wie: "Er ist einer der einfühlsamsten, aber auch kraftvollsten Trommler seines Genres. Er ist in der Lage, sich in unterschiedlichste Stimmungen stilübergreifend hineinzuversetzen." Das sagt Klaus Doldinger über Wolfgang Haffner. Aber der Schlagzeuger spielt nicht nur mit anderen, er ist auch selbst als Bandleader unterschiedlicher Formationen erfolgreich, vom Trio bis zur Bigband, von pulsierenden Electro-Sounds bis hin zu zartem Kammerjazz. Bei einer Ausgabe des Nürnberger Festivals Jazz Ost-West erfüllte er sich seinen Traum, eine Formation mit Trompeter Randy Brecker als Stargast zu präsentieren. Über zehn CDs hat er unter eigenem Namen veröffentlicht und seine aktuelle CD "Kind of Cool" erhielt den German Jazz GOLD Award...
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Wolfgang Haffner ist ein Drummer, der viele Qualitäten miteinander verbindet. Er hat diese schwebende Leichtigkeit, die einen sofort mitreißt. Zugleich ist sein Spiel dicht, kompakt – von einer straff zusammengehaltenen Energie. Er swingt hinreißend, und er rockt. Auch wenn er richtig zulangt, hat er dabei ein immenses Fingerspitzengefühl. Und nimmt mit Sicherheit jeden noch so leisen Ton der anderen Musiker wahr.
Weltoffenheit - das ist etwas, was man auch als leidenschaftlicher Franke entschieden praktizieren kann. Wolfgang Haffner lebt seit einigen Jahren auf einer Balearen-Insel und nicht mehr in seinem, wie er versichert, immer noch geliebten Altdorf. Er sagt: "Franken ist in meinem Herzen. Das kriegt man nicht mehr raus." Seit dem Spätsommer 2014 fühlt sich Wolfgang Haffner nach eigener Aussage wie neugeboren. Damals passierte etwas, das für viele seiner Fans auf der ganzen Welt ein Schock war: Wolfgang Haffner erlitt einen Herzinfarkt. Er habe über viele Jahre hinweg einfach zu viele Termine auf allen Kontinenten gehabt, sagte Haffner später selbst. Doch schon wenige Monate nach dem Infarkt konnte er in Nürnberg den Großen Kulturpreis der Stadt entgegennehmen und bald auch wieder ins Studio gehen und auftreten. Heute feiert er seinen 50. Geburtstag und BR-Klassik gratuliert!