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Geheimnissvolle Zeichen
Ab 820 findet man in einigen Handschriften über den Texten seltsame Zeichen: Punkte, Striche, Höcker, Haken. Es handelt sich um die sogenannten Neumen, die frühesten Notenzeichen in der Musikgeschichte Mittel- und Westeuropas. Sie zeigen den Verlauf der Melodien an, nicht aber die genauen Tonhöhen. Sie dienten als Gedächtnisstütze für die Mönche, die den gregorianischen Choral der römischen Kirche im gesamten Reich der Karolinger verbreiten sollten. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Hymnisch
Im Kloster St. Gallen hatten die Mönche Sinn für die schönen Künste. Ihnen reichte das tägliche Singen der immer gleichen gregorianischen Choräle nicht, deshalb dichteten und komponierten sie kurzerhand Zusätze zu den festgelegten Chorälen und schrieben neue geistliche Stücke. Der berühmteste dieser Mönche war Notker Balbulus, der seine Werke 884 in einem "Liber hymnorum" niederschrieb. Ob er auch selbst komponierte, ist umstritten. | Bildquelle: Stiftsbibliothek St. Gallen
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Auch Singen will gelernt sein
Um 1025 schrieb der Mönch Guido Arezzo seinen "Micrologus", ein kurzes Lehrwerk, wie man jungen Novizen am besten das Singen des gregorianischen Chorals beibringen kann. Zudem ist der "Micrologus" ein wichtiges Zeugnis des frühen mehrstimmigen Gesangs. Guido beschreibt die Regeln, nach denen man damals aus dem Stegreif mehrstimmig sang. Der "Micrologus" wurde zu einer der beliebtesten musikalischen Lehrschriften des Mittelalters. Der Text ist in über 70 Handschriften vom 11. bis zum 15. Jahrhundert überliefert. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Frauenpower im Mittelalter
1147 gründete die Benediktiner-Äbtissin Hildegard das Kloster Rupertsberg bei Bingen. Als sie das religiöse Leben ihrer Klostergemeinschaft organisierte, komponierte sie zu diesem Zweck etwa 77 geistliche Gesänge, die in der Sammlung "Symphonia armonie celestium revelationum" überliefert sind. Heute ist Hildegard für viele Menschen eine Projektionsfläche eines idealisierten Mittelalters, das ihnen die Flucht aus unserer kalten Moderne ermöglicht. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Kathedralen der Klänge
Während die großen Kathedralen der Gothik in den Himmel wuchsen, schufen Leonin und Perotin, Magistri an der Kirche Notre Dame in Paris, monumentale Klangkonstruktionen mit bis zu vier Stimmen. Vermutlich 1198 komponierte Perotin das vierstimmige Organum "Viderunt omnes", im Jahr darauf das ebenso prachtvolle "Sederunt omnes". Leonin und Perotin sind die frühesten namentlich genannten Komponisten mehrstimmiger Werke in der abendländischen Musikgeschichte. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Rittertum und Hohe Minne
1227 ruft Walther von der Vogelweide, zu seiner Zeit der bedeutendste Lyriker deutscher Sprache, die Ritter dazu auf, Friedrich II. auf dem Kreuzzug nach Jerusalem zu folgen. Der größte Teil der Lieder von Walther jedoch gehört der Liebesdichtung des Hochmittelalters an, dem Minnesang. Die Hohe Minne ist eine streng geregelte Form höfischen Umgangs mit dem weiblichen Geschlecht, die zum Rittertum gehörte wie der Kampf nach festen Regeln im Turnier. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Die Neutöner des 14. Jahrhunderts
In den 1320er-Jahren verfasste der französische Geistliche, Wissenschaftler und Komponist Philippe de Vitry seinen wegweisenden Traktat "Ars Nova". Darin beschreibt er unter anderem eine neue Art der Komposition: die Isorhythmie. Dies bedeutet, gewisse rhythmische Strukturen werden abschnittsweise wiederholt, unabhängig von der melodischen Gestaltung des Satzes. Nach Vitrys Schrift wurde die Epoche der isorhythmischen Komposition "Ars nova" genannt. Ihr bedeutendster Vertreter ist der Komponist Guillaume de Machaut. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Polyphone Klangewebe
Mit einem technischen Wunderwerk begann in Florenz die Renaissance: Die größte sich selbst tragende Kuppel dieser Zeit überragte den Dom Santa Maria del Fiore. Zu seiner prächtigen Einweihung 1436 schrieb der flämische Komponist Guillaume Dufay die Motette "Nuper rosarum flores". Dufays kunstvolle Kompositionen wurden für viele Generationen nordfranzösischer und niederländischer Komponisten stilbildend. Nach ihrer Herkunft nennt man diese Epoche auch das Zeitalter der franko-flämischen Vokalpolyphonie. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Wo man singt, da lass dich nieder
Etwa 1452 begann Frater Jodocus von Windsheim, ein Liederbuch mit den "Hits" seiner Zeit anzulegen, das heute unter dem Namen "Lochamer Liederbuch" bekannt ist. Es enthält viele französische Chansons, aber auch deutsche Lieder wie "Ich spring an diesem Ringe", die über Jahrhunderte zum Volksliedgut der Deutschen zählten. Im Lochamer Liederbuch stehen aber auch viele Stücke für Tasteninstrumente. Zusammen mit dem Buxheimer Orgelbuch ist das Lochamer Liederbuch eines der ältesten Zeugnisse einer eigenständigen Instrumentalmusik. | Bildquelle: bpk / SBB / Ruth Schacht
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Palestrina - Retter der Kirchenmusik
1567 erschien die berühmte Missa Papae Marcelli von Giovanni Pierluigi da Palestrina im Druck. Palestrina komponierte die Messe vermutlich 1562 im Umfeld des Konzils von Trient. U.a. forderte man, dass die Worte der liturgischen Gesänge verständlich sein müssten, weshalb man die komplexe polyphone Vokalmusik aus der Kirche verbannen wollte. Nach der Legende schrieb Palestrina daraufhin die Messe in einem klaren, verständlichen Stil - damit beeindruckte er das Konzil so sehr, dass die Kirchenmusik mehrstimmig bleiben durfte. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Glanz und Eleganz am Hof des Sonnenkönigs
1661 ernannte König Ludwig XIV. den Komponisten Jean-Baptiste Lully zum "Superintendent" der Hofmusik. Lully schuf mit seinen Textdichtern Pierre Corneille und Philippe Quinault die "tragédie lyrique", ein Gesamtkunstwerk aus klassischem Drama in perfekter Textdeklamation in den Rezitativen, prunkvoller Klangsprache, Balletteinlagen und aufwändiger Bühnenausstattung. In Zeiten der absoluten Monarchie diente die höfische "tragédie lyrique" der Verherrlichung des Herrscherhauses als politischer und kultureller Mittelpunkt des Landes. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Das Jahrhundert-Oratorium
1741 komponierte Georg Friedrich Händel sein wohl bekanntestes Werk: das Oratorium "Der Messias" (Uraufführung 1742 in Dublin). Das berühmte "Halleluja" kennt fast jeder. In England erhebt sich das Publikum bei diesem Chor von seinen Plätzen, man kann die Melodie sogar als Klingelton für sein Handy herunterladen. Kein anderes Werk der Barockmusik kann auf eine so kontinuierliche Aufführungstradition zurückblicken wie der "Messias" - inzwischen fast 270 Jahre! | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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"Bach sollte nicht Bach, sondern Meer heißen"
Beethoven sprach in diesem berühmten Zitat aus, was Bach für alle nachfolgenden Komponistengenerationen bedeutete. Man kann es auch mit Max Reger so ausdrücken: "Bach ist Anfang und Ende aller Musik". Bachs Tod im Jahre 1750 stellt für die Musikgeschichte im Rückblick einen so tiefgreifenden Einschnitt dar, dass man gewöhnlich mit diesem Jahr die Geschichte der Barockmusik enden lässt. Über Epochengrenzen lässt sich freilich streiten, man sollte sie lediglich als Anhaltspunkte für Wandlungen in Stil und Klangsprache ansehen. | Bildquelle: picture-alliance/dpa