Die Akademie für Alte Musik, kurz Akamus, ist Berlins führendes Orchester der historisch-informierten Aufführungspraxis. 1982 in der DDR gegründet zählt es heute zu den renommiertesten Orchestern für Alte Musik weltweit. Zahlreiche Klassik-Stars wie René Jacobs, Cecilia Bartoli oder Andreas Scholl arbeiten regelmäßig mit Akamus.
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Es war im Jahr 1982 in Ost-Berlin. Da trafen sich Musiker der Staatskapelle Berlin und des Rundfunksymphonieorchesters der DDR, um gemeinsam Barockmusik zu spielen, wie sie im 17. und 18. Jahrhundert geklungen hat. Etwas, was es bis dahin in der DDR nicht gab. Deshalb gründeten sie die Akademie für Alte Musik und wurden zu Pionieren der historisch-informierten Aufführungspraxis im Arbeiter- und Bauernstaat. Akademie deshalb, weil eigentlich auch Musikwissenschaftler und Instrumentenbauer das Orchester ergänzen sollten. Doch dazu kam es nicht, erklärt der Geiger Georg Kallweit.
"Ich weiß von diesem Gedanken auch nur vom Hörensagen. Denn ich bin erst acht Jahre nach der Gründung zum Orchester gekommen. Und da war davon schon keine Rede mehr. Ich habe mich immer über diesen sehr merkwürdigen Namen Akademie für Alte Musik gewundert, und mich auch gefragt, wie man mit so einem Ungetüm überhaupt bekannt werden kann. Das wundert mich heute noch. Aber der Name hat sich durchgesetzt.", Georg Kallweit
Vielen Fans Alter Musik ist auch das Kürzel des Orchesternamens geläufiger: Akamus. In den Anfangsjahren musste man sich in der Mangelwirtschaft der DDR Instrumente aus der Entstehungszeit der Alten Musik besorgen oder nachbauen und in ihre historisch überlieferten Spielweisen eintauchen. Doch es funktionierte. Schon 1985 startete Akamus im Konzerthaus eine Abonnement-Reihe, die bis heute besteht. Und noch zu DDR-Zeiten brachte man erste Musik-Alben heraus, die in beiden Teilen Deutschlands erschienen und viel Beachtung fanden. Der Stamm des Orchesters, zu dem rund 30 Musiker zählen, arbeitet ohne einen Dirigenten. Entscheidungen über die Auswahl der Stücke und Konzertreisen werden demokratisch getroffen. Aber es gibt mehrere Konzertmeister wie Stephan Mai, Midori Seiler oder Georg Kallweit.
"Die Kraft, die sich entwickelt in dem Orchester, in dem Moment, wo wir auf der Bühne stehen, und wo wir versuchen, ein Publikum zu berühren und zu begeistern, die ist so stark. Ich staune darüber, wenn Konzerten schwierige Tage oder Wochen oder Diskussionen vorangingen, dass wir dann am Abend eine ganz starke Dynamik zusammen entwickeln. Und eine große Lust am Musizieren. Und die ist nach wie vor ungebrochen."
Regelmäßig ist die Akademie für Alte Musik in der Staatsoper unter den Linden zu Gast, um Barockopern aufzuführen oder in der Berliner Philharmonie, um Konzerte zu geben. Das Spektrum reicht von der Barockmusik über die Wiener Klassik bis hin zur Romantik. Und nicht nur das gängige Repertoire wird gespielt, sondern auch Unbekanntes von Francesco Veracini bis zu Georg Caspar Schürmann.
Das Berliner Originalklangorchester ist weltbekannt. Es hat weit über eine Million Tonträger verkauft und auch schon sämtliche Musikpreise abgeräumt. Sogar ein Grammy ist darunter für ein Album mit Italienischen Arien von Christoph Willibald Gluck, die Cecilia Bartoli gesungen hat. Nicht nur die berühmte Mezzosopranistin arbeitet regelmäßig mit Akamus. Das tun auch andere Klassik-Stars wie René Jacobs, Sandrine Piau oder Andreas Scholl. Und für die Zukunft der Akademie für Alte Musik ist Konzertmeister Georg Kallweit nicht bange. Genügend Neugierde und Leidenschaft sind vorhanden.
"Wenn das Orchester weiterhin erstens den inneren Zusammenhalt behält, der zu diesem frischen und auch abenteuerlustigen Musizieren führt, der letztlich auch das ist, was die Leute zu uns treibt in die Konzerte. Und wenn wir bei Gesundheit bleiben und wenn wir die nächsten Jahre auch strategisch die richtigen Entscheidungen treffen, dann ist das enorm.", Georg Kallweit
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 8. Juli 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK