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Andachtsmusik Geistliche Erbauungsmusik

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Das Stichwort vom 1. Dezember 2019

Andachtsmusik

Im späten Mittelalter machte sich aufgrund von Naturkatastrophen eine ziemliche Endzeitstimmung breit. Davon zeugen auch die vielen bildlichen Darstellungen, die bis zu Albrecht Dürers berühmten Holzschnitten von der Apokalypse reichen. Diese Weltuntergangsstimmung sorgte für eine neue Frömmigkeit unter den Gläubigen Europas. Immer mehr Laien trafen sich jetzt auch außerhalb der Kirche zu Andachten im privaten Rahmen. Ihre Frömmigkeitsübungen wurden immer häufiger auch von Musik begleitet.

Einfach gestrickt

Musikalisch war die Andachtsmusik eher einfacher gestrickt. Strophische, einstimmige Lieder statt komplizierter, polyphoner Gesänge. Und nicht nur auf Latein, sondern zunehmend in der jeweiligen Volkssprache, damit die Laien auch verstanden, was sie da zur religiösen Versenkung sangen.

Virtuose Lieder

In der Renaissance entstanden aber auch Andachtsmusiken, die mehrstimmig waren und von professionell ausgebildeten Chorsängern aufgeführt wurden. Organisiert wurden diese Andachten von Bruderschaften in einer Zunftkirche oder Zunftkapelle. So hatten etwa im 15. Jahrhundert Bruderschaften in den Niederlanden großen Zulauf, die der Jungfrau Maria huldigten. Die niederländisch-flämischen Komponisten Pierre de la Rue und Guilleaume Dufay waren sogar selbst Mitglieder von Marienbruderschaften und komponierten virtuose Lieder für diese Andachtsfeiern.

Haus- und Familienandachten

Mit der Reformation gewannen private Haus- und Familienandachten an Bedeutung. Und leicht zu singende und zu spielende Andachtsmusik gehörte unbedingt dazu. Claude Goudimel etwa komponierte französischsprachige Musik für die Andachten der Calvinisten. Und Martin Luther schrieb berühmte deutschsprachige Lieder. "Ein feste Burg ist unser Gott", "Vom Himmel hoch, da komm' ich her" oder "Aus tiefer Not schrei' ich zu dir" waren zuerst für den privaten Hausgebrauch bestimmt ehe sie zu offiziellen Kirchenliedern wurden. Das passiert heute übrigens immer noch. Der 1961 komponierte fromme Schlager "Danke für diesen guten Morgen" etwa, der seitdem in vielen Andachten gesungen wurde, ist mittlerweile offiziell ins Evangelische Gesangbuch aufgenommen worden.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 1. Dezember 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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