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Stichwort - Antony Holborne Komponist der englischen Spätrenaissance

Über das Leben von Antony Holborne ist recht wenig bekannt. Sein genaues Geburtsdatum fehlt, sein Todestag dürfte der 29. November 1602 sein, das ist allerdings nicht hinreichend belegt. Gesichert sind seine Hochzeit und die Taufe dreier Töchter.

Bildquelle: © David Watterson

Königin Elisabeth I. wird eine große Leidenschaft für die Musik und insbesondere für Tanzmusik nachgesagt. Gut möglich, dass sie irgendwann einmal auch zu einer Galliard getanzt hat, die aus der Feder von Antony Holborne stammt, der sich selbst bezeichnet als "Gentleman, and servant to her most excellent Maiestie", als Diener ihrer Majestät und der eine der wichtigsten Sammlungen mit Tanzmusik im Elisabethanischen Zeitalter komponiert und veröffentlicht. Für fünfstimmiges Consort, also ein Ensemble, bestehend aus Streichern oder auch Bläsern, setzt Holborne seine Tänze, seine Pavanen, Galliarden und Almains. Manche allerdings sind in der fünfstimmigen Version bereits eine Art Zweitverwertung - er hatte sie zunächst in einer Fassung für Solo-Instrument geschrieben.

Gerichtsdiener im Nebenjob

Über das Leben von Antony Holborne ist recht wenig bekannt. Sein genaues Geburtsdatum fehlt, sein Todestag dürfte der 29. November 1602 sein, das ist allerdings nicht hinreichend belegt. Gesichert sind seine Hochzeit und die Taufe dreier Töchter. Sogar inwieweit er selbst als Instrumentalist in Erscheinung tritt, als Interpret eigener Werke, darüber gibt es keine Aufzeichnungen. Als Komponist aber wird er sehr geschätzt. John Dowland widmet ihm seinen Song "I saw my lady weep": "To the most famous, Anthony Holborne" und nennt ihn sehr berühmt. Auch Robert Dowland, dessen Sohn, schätzt Holborne und nimmt mehrere Stücke von ihm in seine Sammlung "Varietie of lute-lessons" auf, in der er Solomusik für Laute zusammenträgt. "Composed by the most famous and perfect Artist Anthony Holborne, Gentleman usher to the most Sacred Elisabeth, late Queen of England, & co." Komponiert also vom berühmten und perfekten Künstler Holborne, der darüber hinaus, laut Robert Dowland, auch als Gerichtsdiener tätig war.

Schulwerk für Cister

Neben seiner Sammlung mit Tänzen ist es ein Schulwerk für Cister, das wir heute mit dem Namen Holborne in Verbindung bringen. Die Cister ist ein Lautentypus, der mit Metallsaiten bezogen ist und mit einem Plektrum oder einem angespitzten Federkiel gespielt wird. In seinem Cisterbuch finden sich Solostücke in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden bis hin zu wirklich anspruchsvollen Stücken, die die Cister von ihrem Image des einfach zu spielenden Volksinstruments entheben. Im Anhang hat Antony Holborne noch einige frühe Vokalwerke seines Bruders William in seine Schule mit aufgenommen. Die einzigen überlieferten Werke des unbekannteren der Holborne-Brüder.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" am 30. April 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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