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Astronomie Lehre von den Sternen - und ihrer Musik

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Das Stichwort | 22.12.2019

Astronomie

"Die Sonne tönt nach alter Weise
in Brudersphären Wettgesang
und ihre vorgeschriebne Reise,
vollendet sie mit Donnergang".

So heißt es in Goethes Faust - was uns zeigt, wie selbstverständlich die Idee, dass Sterne Musik machen, auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch war. Doch neu war sie damals nicht mehr: Schon um 500 vor Christus galt der griechische Philosoph Pythagoras als eine Art Übermensch, der in der Lage gewesen sein soll, die Klänge der Planeten zu vernehmen. Und im 3. Jahrhundert nach Christus heißt es bei Plotin sogar: "Alle Musik, wie sie auf Melodie und Rhythmus beruht, ist der irdische Stellvertreter der himmlischen Musik, die sich im Rhythmus der ursprünglichen Idee bewegt".

Ihren Höhepunkt findet die Idee einer himmlischen Musik sicher bei Johannes Kepler - geboren 1571, gestorben 1630. In seinem Hauptwerk, Harmonices Mundi, beschreibt dieser deutsche Astronom und Mathematiker nämlich ganz präzise, wie diese Musik funktioniert: "Man muß vielleicht die Größe des Winkels ins Auge fassen, den die tägliche Bewegung eines jeden Planeten am Sonnenkörper ausmacht, oder die Größe des Bogens, den er an einem Tag auf (...) der Ekliptik zurückzulegen scheint".

Stimmverteilung im Planetenchor

Diesen Geschwindigkeiten könne man metaphorisch Töne gleichsetzen, so Kepler, und in den Beziehungen dieser Winkelgeschwindigkeiten zueinander findet er dann noch die Proportionen musikalischer Intervalle wieder, und erklärt sie zu den "weltenbildenden Verhältnissen". Nach diesen Berechnungen schrieb er dann jedem der damals bekannten sechs Planeten eine bestimmte Stimmlage und typische Tonfolgen zu: So bewege sich Merkur als »der Sopran, die freieste Stimme«, Erde und Venus hätten als Alt »sehr geringe Abstände in ihren Bewegungen«, Mars als Tenor sei »frei, doch schreite gemäßigt voran«, während Saturn und Jupiter »als Bass harmonische Sprünge machen«.

Komponistenaufruf

 Am nächsten kämen dieser kosmologischen Musiktheorie einige Motetten von Orlando di Lasso, insbesondere In me transierunt, schreibt Kepler dann. Aber er fordert die Komponisten seiner Zeit auch auf, noch weitere Werke nach den von ihm gefundenen Prinzipien der Astronomie zu schaffen: "Folgt mir, moderne Musiker, und schreibt es Eurer Kunst zu, die der Antike unbekannt war: In diesen letzten Jahrhunderten hat die Natur, sich ihrer selbst immer unbewusst, nach zweieinhalbtausend Jahren Entwicklungszeit endlich die ersten wahren Abdrucke des universellen Ganzen hervorgebracht. Durch Eure Harmonisierung verschiedener Stimmen und durch Eure Ohren hat sie sich selbst heimlich zugeflüstert, wie sie in ihrem innersten Busen ist, für die menschliche Vernunft, die am meisten geliebte Tochter Gottes, des Schöpfers".

Ob ein Komponist damals bewusst Keplers Aufruf gefolgt ist? Wir wissen es nicht. Aber vielleicht ist es ja auch schöner, wenn sich jeder Mensch seine eigene Vorstellung davon machen kann, wie die Sterne klingen...

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 22. Dezember 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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