Etwa 40 Konzerte für Fagott hat Vivaldi geschrieben – häufiger hat er nur die Geige als Solo-Instrument eingesetzt. Und Vivaldi ist nicht der einzige, der der Klangschönheit und Wandelbarkeit dieses Blasinstruments verfallen ist.
Bildquelle: André Wagenzik
"Der Fagott schmiegt sich in alle Formen, er begleitet Kriegsmusik mit männlicher Würde, er läßt sich im Kirchensaale mit Majestät hören, trägt die Oper, räsoniert mit Weisheit im Konzert, gibt dem Tanze Schwingen und ist alles, was er sein will."
So begeistert äußerte sich der Musiktheoretiker Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791) über das Fagott. Der Name leitet sich von dem italienischen "fagotto" ab: das Bündel. Damit wird auf die Form des Instruments angespielt: das Fagott ist das Bassinstrument der Oboen-Familie und damit ein Doppelrohrblattinstrument. Um die tiefen Töne zu erzeugen, ist eine Luftsäule von 2,50 m nötig, wodurch das Fagott natürlich viel zu lang werden würde.
Daher wendeten die Instrumentenbauer einen Trick an: sie falteten das Instrument, so dass nun zwei Röhren neben einander lagen. Neben der besseren Handhabung ist wegen diese Faltung der Klang auch erheblich weicher geworden, womit sich das Fagott deutlich von den heller klingenden Oboen abhebt.
Zu den maßgeblichen Neuerungen im Barock zählte, das Fagott aus mehreren einzelnen, voneinander trennbaren Teilen zu fertigen. Durch seine Zerlegbarkeit konnte das Fagott jetzt weitaus leichter als andere Bassinstrumente mit auf Reisen genommen werden. Außerdem wurde der Tonraum um einen Ganzton nach unten erweitert. Das Fagott verbreitete sich rasch und wurde zu einem zentralen Instrument des Basso Continuo.
Im Orchester und auch als Soloinstrument wurde das Fagott ebenfalls gerne verwendet. Dank seiner speziellen Klangfarbe lässt es sich hervorragend mit den anderen Instrumenten kombinieren und ist doch immer eindeutig zu erkennen. Sein ganz eigener, im Vergleich zum heutigen Fagott weniger näselnder, leicht angeraut lebendiger Charakter ist aus den typischen Instrumental-Klängen der Barockmusik nicht mehr wegzudenken. Oder, um es noch einmal mit Schubart zu sagen:
"Der Ton des Instruments ist so gesellschaftlich, so lieblich geschwätzig, so für jede unverdorbene Seele gestimmt, daß der letzte Tag der Welt gewiß noch viel tausend Fagotte unter uns antreffen wird."
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 14. Februar 2010, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK