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Stichwort - Baryton Instrument aus der Familie der Viola da Gamba

Bildquelle: Andrew Plumb

Das Stichwort vom 17. Juli 2016

Baryton

"Haydn sagte mir, dass es ihn viel Schweiß und Mühe gekostet habe, für das Baryton zu komponieren, doch habe er durch diese Mühe große Vorteile beim Komponieren für andere Instrumente gewonnen." So berichtete 1812 einer von Joseph Haydns ersten Biografen, der italienische Literat und Librettist Giuseppe Carpani. Warum dieses Instrument einem Meister wie Haydn derart viel Schweiß gekostet haben sollte?

Silbriger Klang

Weil es äußerst kompliziert zu spielen ist. Im Prinzip handelt es sich beim Baryton um eine Gambe zwischen Tenor- und Basslage. Der Unterschied: Das Baryton hat neben den sechs Spielsaiten aus Darm, die mit dem Bogen gestrichen werden, noch mehrere Resonanzsaiten aus Metall. Diese Resonanzsaiten schwingen nicht nur beim Streichen mit und erzeugen so den geschätzten silbrigen, obertonreichen Klang, sondern sie können auch gezupft werden. Die Resonanzsaiten verlaufen rechts von den Spielsaiten. Sie sind nach oben durch eine Holzleiste abgedeckt und unten offen, so dass sie mit dem Daumen der Griffhand angezupft werden können. Der Barytonspieler verknüpft gewissermaßen verschiedene Klangsphären: hier Viola da Gamba, dort Cembalo oder Mandoline.

Empfindsam

Die ältesten Quellen mit Musik für Baryton um 1615 enthalten überwiegend englisches Repertoire. Dort ist das Instrument wohl auch aus der "Lyra viol" entwickelt worden. Im Lauf des 17. Jahrhunderts verbreitete es sich auf dem gesamten Kontinent, ohne freilich je wirklich große Popularität zu erreichen. Dennoch fand das Baryton vor allem in der Zeit der Empfindsamkeit wegen seines sanften und intimen Klanges zahlreiche Bewunderer wie etwa Haydns Dienstherrn, den Fürsten Nikolaus Esterhazy - und findet sie bis heute. Sie haben sich in der International Baryton Society zusammengeschlossen und dafür gesorgt, dass sich auch die Komponisten unserer Zeit für das seltsame Zwitterwesen zwischen Streich- und Zupfinstrument interessieren.

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