Wenn es darum ging, seine Interessen mit dem Schwert zu verfolgen, ließ er sich nicht lange bitten: Bertran de Born. Doch unsterblich machten ihn seine Verse. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Troubadoure der Zeit um 1200.
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Stichwort | 10.06.2019
Bertran de Born
In mittelalterlichen Handschriften ist er als Ritter hoch zu Pferd dargestellt, Waffenrock und Helm ganz in schwarz, bewaffnet mit Lanze und einem roten Schild: Bertran de Born, Edelmann und Poet im Périgord, einer Region Aquitaniens. Heinrich Heine setzte dem Sänger mit politischen Ambitionen ein literarisches Denkmal:
Ein edler Stolz in allen Zügen,
Auf seiner Stirn Gedankenspur,
Er konnte jedes Herz besiegen,
Bertrand de Born, der Troubadour.
1152 war Aquitanien durch Heirat in den Besitz von Heinrich II. Plantagenet gelangt. Der wurde bald darauf König von England und beanspruchte das Gebiet für die englische Krone. Die Vasallen in Aquitanien jedoch, zu denen auch Bertran zählte, versuchten alles, um sich gegen seinen Machtanspruch zu behaupten. Da kam es ihnen äußerst gelegen, dass Heinrichs Söhne, darunter der berühmte Richard Löwenherz, gegen ihren Vater rebellierten.
Die Geschichte ist kompliziert, denn es kämpften nicht nur die Söhne gegen den Vater, sondern auch die Söhne untereinander. Jedenfalls soll Bertran de Born keine geringe Rolle bei all diesen Intrigen und kriegerischen Auseinandersetzungen gespielt haben. Denn in Dante Alighieris "Göttlicher Komödie" begegnet uns Bertran in der Hölle - den abgetrennten Kopf hält er wie eine Laterne in der Hand und erzählt:
"Dem König, gab ich bösen Rathschlag einst,
Darob dann Sohn und Vater Krieg begannen,
Wie zwischen David einst und Absalon,
Durch Ahitophel Fehden sich entspannen.
Mein Hirn nun muß ich zum gerechten Lohn
Getrennt von seinem Quell im Rumpfe sehen,
Weil ich getrennt den Vater und den Sohn,
Und so, wie ich gethan, ist mir geschehen."
In den Gesängen von Bertran de Born werden all diese politischen Umstände reflektiert und kommentiert. Denn anders als unser deutscher Begriff vom Minnesänger suggeriert, bleibt in seinen Liedern die Liebe eher peripher. Unter den fast vierzig überlieferten Werken, höchst elaborierte Dichtungen von großem Esprit, stechen die sogenannten Sirventes hervor, Auftragswerke für höhergestellte Adelige, in denen es um zeitkritische, politische oder moralische Fragen geht. Leider ist nur ein einziges dieser Lieder mit Melodie überliefert: "Rassa tan creis".
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 10. Juni 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK