Die Bodleian Library in Oxford - Hort ehrfurchtsvoller Lektüre: In ihr lagern die ältesten schriftlichen Zeugnisse Englands und die ältesten Musikmanuskripte
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"I hereby undertake not to remove from the Library, nor to mark, deface, or injure in any way, any volume, document or other object belonging to it or in its custody; not to bring into the Library, or kindle therein, any fire or flame, and not to smoke in the Library; and I promise to obey all rules of the Library."
Oupps - eine Beschwörungsformel aus Harry Potter? Aber nein: Dieses Zitat ist der Eid, den Nutzer der Bodleian Library, der Bibliothek der Oxford University, bis zum heutigen Tage feierlichst schwören müssen, um einen Leserausweis zu bekommen. Darin versichern sie, keines der Bücher zu beschädigen, kein Feuer mitzubringen oder zu entfachen, nicht zu rauchen, und den Bibliotheksregeln Folge zu leisten. Der Passus mit dem Feuer übrigens verdankt sich der Tatsache, dass die Bibliothek aus Brandschutzgründen bis ins Jahr 1845 nicht beheizt und bis 1929 nicht beleuchtet war. Sommers wie winters. Weshalb ihr vor einigen Jahrhunderten von einem fröstelnden Nutzer auch einmal ein Pelzmantel vermacht wurde, um künftigen Lesern ein etwas komfortableres Studium zu ermöglichen...
Doch wer denkt schon an Komfort, wenn er beispielsweise in der 1488 vollendeten Duke Humfrey's Library sitzt, zwischen beschnitzten Holzregalen und prachtvollen, ledergebundenen Büchern und Manuskripten? Aber gut, inzwischen gibt es in der im 14. Jahrhundert begründeten und nach der englischen Reformation dann von Sir Thomas Bodley wiedereröffneten Bodleian überall Zentralheizung und Licht. Und: Eine umfassende Musikabteilung, die zu den bedeutendsten ihrer Art weltweit gehört. Martin Holmes, Leiter dieser Abteilung, erzählt:
"Die Bibliothek ist mehr als 400 Jahre alt, die Sammlungen kamen also über eine lange Zeit zusammen. Außerdem sind wir eine Pflichtexemplarbibliothek, bekommen also ein Exemplar von Allem, was in diesem Land veröffentlicht wird. Und das heißt, dass wir eine wirklich große Sammlung haben; vor allem - aber nicht nur - von englischer Musik."
Das beginnt mit dem etwa 1.000 Jahre alten Winchester Tropar. Dann steht in der Bodleian viel Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert, darunter englische Kirchenmusik, Consortmusik - etwa von William und Henry Lawes - aber auch Quellen von Johann Pachelbel, und auch die Mendelssohn-Sammlung der Bodleian gehört zu den umfassendsten der Welt.
"Und", ergänzt Holmes, "mit am bedeutendsten ist die Musikschulsammlung. Die wurde von diversen Musikprofessoren der Universität zwischen etwa 1620 und 1800 zusammengetragen. Es handelt sich dabei vor allem um Aufführungsmaterialien."
Aus den Eintragungen darin lässt sich für heutige Musiker viel über die Ideen der damaligen Zeit lernen. Um ein prominentes Beispiel zu nennen: Aus Händels handschriftlichen Notizen in seiner Messias-Partitur erfährt man mehr über seine Intentionen, als aus dem besten Werkführer. Aber auch Forscher und Biographen kommen hierher, um etwas zur Entstehungsgeschichte eines Werks zu erfahren, in Briefen und Tagebüchern von Musikern zu wühlen. Und Sie? Kennen Sie die Bodleian? Wahrscheinlich schon, zumindest vom Sehen - spielten in der Duke Humfrey's Library und der Eingangshalle doch einige Szenen der Harry Potter-Filme...