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Burgund Ein musikalisches Zentrum der Renaissance

Heute liegt Burgund in Frankreich, seit 2015 ist es mit Franche-Comté zu einer Region zusammengefasst. Eher ein Kleinod als ein bedeutendes Gebiet und schon gar kein eigenständiges Land. Vor gut einem halben Jahrtausend sah das ganz anders aus.

Bildquelle: © Rilba

Stichwort | 18.11.2018

Burgund

Hayne van Ghizeghem, Gilles Binchois, Antoine Busnois: Nur drei von vielen bedeutenden Komponisten, die in Burgund lebten und wirkten. Die Hofkapelle der dortigen Herzöge war zeitweise die größte in Europa; größer als die des Königs von Frankreich oder des Papstes in Avignon.

Überragende Hofkapelle

1384 war sie gegründet worden, da hatte sie gerade einmal acht Sänger, doch als in Avignon der Gegenpapst Clemens VII. starb, wurden acht weitere aus dessen Kapelle übernommen. Einige Jahre später umfasste sie bereits 28 Mitglieder. In den kommenden Jahrzehnten war es ein Auf und Ab mit diesem Ensemble, es wurde mehrfach aufgelöst und wieder neu gegründet. Die burgundischen Herzöge, die in dieser Zeit herrschten, entstammten dem Haus Valois-Burgund und haben allesamt illustre Beinamen vorzuweisen: Philipp der Kühne, Johann ohne Furcht, Philipp der Gute.

Burgundische Herzöge

Unter Karl dem Kühnen schließlich umfasste das Gebiet im Süden die Städte Dijon und Besançon, im Norden reichte es bis an die Küste der Nordsee; Burgund war eine veritable Macht in Europa. In der Schlacht von Nancy dann endete die Erfolgsgeschichte der Herrschaft Karls des Kühnen, der in diesem Kampf sein Leben verlor. Einen Teil seines Reichs beanspruchte der französische König, den anderen Teil, und damit auch die Hofkapelle, nahm seine Tochter in die Ehe mit dem Habsburger Maximilian mit. Somit ist ab diesem Zeitpunkt von einer burgundisch-habsburgischen Hofkapelle zu sprechen, in der etwa Pierre de la Rue oder auch Alexander Agricola dienten.

Zu tun hatten die Mitglieder der Kapelle am burgundischen Hof reichlich: Gottesdienste, in denen gesungen wurde, gab es täglich. Feierlichkeiten, die mit weltlichen Chansons, aber auch mit Instrumentalmusik umrahmt wurden, gab es oft - wohl häufiger als an anderen Höfen. Das Fasanenbankett etwa, das 1454 in Lille abgehalten und bei dem zu einem Kreuzzug aufgerufen wurde, ging wegen seiner Opulenz in die Geschichte ein. Opulent waren nicht nur die Speisen, auch die Dekoration und die künstlerischen Darbietungen waren von größter Pracht.

Einfluss auf andere Länder

Einer der wichtigsten Komponisten, deren Musik in Burgund gesungen und gespielt wurde, ist Guillaume Dufay, der viele Jahre in Cambrai verbrachte, viele Jahre aber auch in Italien, was natürlich seinen Kompositionsstil beeinflusste. Dass Dufay Herzog Karl dem Kühnen eng verbunden war, zeigt nicht zuletzt sein Testament: darin vermachte er dem Herzog unter anderem eine Messe und mehrere Bücher mit "diversen Chanterien".

Musik, die in Burgund gesungen und gespielt wurde, wird auch oft als franko-flämisch bezeichnet, was zeigt, dass dort mehr als eine Sprache gesprochen wurde und dass die dortige Musik auch in Frankreich praktiziert wurde. Politisch wie auch musikalisch war Burgund während der Renaissance ein wichtiges Zentrum; seine Musiker und deren Art zu singen, zu spielen und zu komponieren sollten weit über die Grenzen hinaus das übrige Europa beeinflussen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 18. November 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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