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Stichwort - Thomas Campion The Renaissance Man

Thomas Campion studiert Rechtswissenschaften und Medizin und praktiziert schließlich als Arzt. Bekannt wurde er jedoch als Dichter und Komponist, als die er sich selbst gleichermaßen sah.

Bildquelle: mypoeticside.com

Das Stichwort vom 12. Februar 2016

Thomas Campion

Meinem ehrenwerten Freund, Mr. John Mounson, Sohn und Erbe des Sir Thomas Mounson, Ritter und Baronet.
Widmung in Campions 4. Buch mit Ayres

Sein viertes Buch mit Ayres, mit englischen Lautenliedern also, widmet Thomas Campion dem Sohn eines langjährigen Freund und Mäzens. Wenige Jahre vor der Veröffentlichung dieses vierten und letzten Buchs spielt sich die vielleicht aufregendste Episode seines Lebens ab, als Campion gemeinsam mit eben jenem Mäzen Thomas Mounson des Mordes an dem Dichter Sir Thomas Overbury angeklagt und schließlich aber doch freigesprochen wurde.

Vier komplette Bücher mit Ayres für Singstimme und Laute, nach Belieben auch mit mehreren Stimmen zu singen oder zu spielen, veröffentlicht Campion. Dazu ein Buch, das er gemeinsam mit Philipp Rosseter schreibt; in diesem Buch sind sämtliche Texte und die Hälfte der Vertonungen von Campion, die andere Hälfte der Musik stammt aus Rosseters Feder. Außerdem ist er an einigen Court Masques beteiligt, das ist der Musiktheatertypus der Zeit. Und er verfasst ein Traktat, in dem er eine neue Art des Dichtens fordert, außerdem ein Lehrwerk, wie man vierstimmige Musik schreibt. Dieses Buch wird mehrere Auflagen erleben.

Der Komponist, Sänger, Lautenist und Maler Nicholas Lanier | Bildquelle: Wikimedia Commons Der Komponist, Sänger, Lautenist und Maler Nicholas Lanier | Bildquelle: Wikimedia Commons Das ist die große Besonderheit in Campions Schaffen: er sieht sich gleichermaßen als Dichter wie auch als Komponist. Seine Texte wurden und werden von vielen anderen Komponisten vertont, darunter John Dowland und Nicholas Lanier, die zur selben Zeit wie er lebten oder John Rutter und Richard Rodney Bennett, die in den vergangenen Jahren Texte von Campion für eigene Kompositionen heranzogen.

Thomas Campion studiert Rechtswissenschaften und Medizin und praktiziert schließlich als Arzt. Er kommt somit dem Ideal seiner Zeit des umfassend gebildeten und humanistisch denkenden Menschen ziemlich nahe. Er hat dann Latein studiert, als er in Cambridge war, und hat auch lateinische Gedichte geschrieben, und meinte eigentlich, "diese lateinischen Gedichte, das ist meine seriöse Arbeit. Diese englischen Lieder, diese englischen Ayres, das ist etwas, das ich in meiner Freizeit mache", sagt der Sänger und Lautenist Joel Frederiksen.

Frederiksen hält Thomas Campion für eine heute unterschätzte Figur der englischen Renaissance. "Wichtig oder seriös waren für ihn diese lateinischen Dinge. Und bestimmt auch seine Arztpraxis. Ich glaube, als Typ war er ein sehr seriöser Mensch. Die Gedichte, die Lieder sind manchmal auch wirklich leicht, er meinte auch, man solle die Lieder ohne eine große Komplexität schreiben. Die Lieder sind manchmal total lustig bei ihm, manchmal auch sehr tief und seriös."

Für mich ist er 'The Renaissance Man'. Das, was wir meinen, wenn wir sagen 'Renaissance Man'.
Joel Frederiksen, Sänger und Lautenist

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