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Chitarrone Generalbassinstrument des 17. Jahrhunderts

Der Chitarrone war das beliebteste Generalbassinstrument des 17. Jahrhunderts. Er klingt tief und laut und eignet sich besonders zur Begleitung von Gesang. Aber auch als Soloinstrument wurde es genutzt. Chitarrone und Theorbe sind Synonyme.

Musiker | Bildquelle: Wellcome Images

Bildquelle: Wellcome Images

Stichwort | 20.01.2019

Chitarrone

Als gegen Ende der Renaissance in Italien die Oper und der Sologesang erfunden wurden, gab es großen Bedarf an Begleitinstrumenten. Die sollten die Stimme des Sängers unterstützen, aber auch in größeren Ensembles noch gut zu hören sein. Die Renaissancelaute konnte das nicht leisten. So wurde im ausgehenden 16. Jahrhundert der Chitarrone erfunden. Und wie es in diesem neuen Zeitalter nach dem Mittelalter üblich war, orientierte man sich beim Bau dieser Bass-Laute an antiken Vorbildern. Denn man fand Abbildungen von Laute spielenden Musikanten auf babylonischen Stelen, ägyptischen Wandmalereien, griechischen Terrakottafiguren und römischen Reliefs. Auch der Name des Chitarrone leitet sich von einem antiken Instrument ab: der Kithara.

Extra dicke und lange Basssaiten

Einen Chitarrone erkennt man an den beiden Wirbelkästen. Denn damit der Chitarrone für eine optimale Sängerbegleitung möglichst laut und tief klang, benötigte man extra dicke und lange Basssaiten. Die brachte man an einem verlängerten Hals an, wodurch das Instrument etwa einen Meter länger wurde. Bei den hoch klingenden Saiten ergab sich dagegen das Problem, dass die nun erforderlichen dünnen Darmsaiten leicht rissen beim Spielen. Deshalb wurden die ersten beiden Saiten des Chitarrone eine Oktave tiefer gestimmt.

Tipps vom Lautenbauer Piccinini

Wegen seiner Klangfülle wurde der Chitarrone in Italien das beliebteste Generalbassinstrument des 17. Jahrhunderts. Er ließ sich aber auch sehr virtuos spielen. Der Komponist und Lautenbauer Alessandro Piccinini, der auch Solomusik für das Instrument komponiert hat, gab spieltechnische Hinweise in einem von ihm herausgegebenen Tabulaturbuch. Er ermunterte den Spieler die Tonfarben häufig zu wechseln und zahlreiche Affekte zu nutzen, wie Vibrato, Rubato und Verzierungen.

Oder auch Theorbe

Etwa zur gleichen Zeit wie der Begriff Chitarrone tauchte im frühen 17. Jahrhunderts auch die Bezeichnung Theorbe für das Instrument auf. In seinem 1620 erschienenem "Theatrum Instrumentorum" unterscheidet Michael Praetorius die beiden Instrumente zwar noch und behauptet, dass die Theorbe mit Metallsaiten bespannt wäre. Doch haben sich dafür keine Belege gefunden. Die neuere Musikwissenschaft hat festgelegt, dass die Begriffe Chitarrone und Theorbe synonym zu verwenden sind.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 20. Januar 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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