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Stichwort | 17.01.2016
Drehleier
Die Drehleier ist ein Streichinstrument, dessen Form meist der einer Fiedel oder Laute ähnelt. Zur Klangerzeugung aber dient ihr ein Rad, das im Inneren des Instruments, im Korpus fixiert ist. Dieses Rad wird mit einer Handkurbel angetrieben und streicht dann über die meist zwei bis sechs Saiten, die so eine Drehleier besitzt, wodurch der Klang entsteht. Oben auf dem Korpus gibt es Tasten, mit denen der Spieler, der das Instrument auf dem Schoß hält, die Saiten verkürzen und so verschiedene Töne hervorbringen kann. Klingt kompliziert - aber dennoch zählt die Drehleier zu den ältesten belegten Instrumenten, die wir kennen.
Drehleierspieler - Fries im St Paulus Dom in Münster | Bildquelle: C.J.N.L. Kyll Die Beliebtheit der Drehleier im Mittelalter hatte natürlich damit zu tun, dass sie für die musikalischen Strukturen der damaligen Musik einfach optimal geeignet ist: eine sogenannte Bordunsaite liefert einen stets gleichbleibenden Orgelpunkt, über dem dann auf der durch die Tasten modifizierbaren Melodiesaite eben eine Melodie gespielt wird. Außerdem kann der Ton ganz konstant bleiben, da der Musiker weder Luft holen, noch Bogenwechsel vollziehen muss. Tobie Miller, eine der führenden Drehleier-Virtuosinnen unserer Zeit, erklärt:
Die Drehleier hat im Mittelalter schon eine sehr wichtige Rolle gespielt, ich glaube vor allem für die Liedbegleitung. Aber als man Mehrstimmigkeit geschrieben hat, dann ist natürlich ein Borduninstrument weniger wichtig und sie wurde dann irgendwann mehr als Straßeninstrument verwendet.
In dieser Zeit, dem 16. und 17. Jahrhundert, war der Ruf der Drehleier nicht der beste. Als "Bauren- und umblaufende Weiber-Leyer" bezeichnete sie Michael Praetorius, sie wurde für Tanz- und Volksmusik eingesetzt. Was ihr wieder etwas später jedoch zu ihrer höchsten Blüte verhalf:
Im 18. Jahrhundert in Frankreich war das dann eine Mode, dass die edlen Leute sehr gerne die ländliche Musik nachgemacht haben. Die Drehleier wurde sehr beliebt, die Königin von Frankreich hat damals auch Drehleier gespielt.
Selbst Wolfgang Amadeus Mozart und sein Vater Leopold übrigens schrieben Stückchen für Drehleier. Ab dem späten 18. Jahrhundert allerdings verlor diese rapide an Renommée und wurde - bis zur Wiederentdeckung der mittelalterlichen Musik im 20. Jahrhundert - erneut zum Volksmusikinstrument degradiert. Man denke nur an Franz Schuberts Winterreise, wo es über den Leiermann heißt: "Barfuß auf dem Eise wankt er hin und her, und sein kleiner Teller bleibt ihm immer leer…"
Aber immerhin: Vergessen war die Drehleier nie - ein echter instrumentaler Dauerbrenner!