Stufenlose Dynamik, das ist schon was Tolles! Auch für Tasteninstrument-Spieler war das möglich – endlich – dank Bartolomeo Cristofori.
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Stichwort | 04.05.2014
Fortepiano
Es war eine echte Innovation, ein echter Fortschritt, damals gegen Ende des 17. Jahrhunderts: ein besaitetes Tasteninstrument, auf dem man laut und leise spielen konnte, und auf dem man diese Lautstärkegrade auch graduell ansteuern und wieder verlassen konnte: Fortepiano, Pianoforte oder Hammerklavier - alle drei Bezeichnungen meinen dasselbe und sind überaus sinnfällig: "Hammerklavier" benennt das zentrale technische Charakteristikum des Instruments: Seine Saiten werden von kleinen, mit Filz oder Leder bespannten Hämmern angeschlagen, anders als beim Cembalo, dessen Saiten durch Federkiele angerissen werden.
"Fortepiano" oder "Pianoforte" benennt das Potential des Instruments, zwischen laut und leise, zwischen forte und piano, zu wechseln: Durch Differenzierung der Anschlagstärke kann der Spieler die Töne stufenlos in der Dynamik verändern. Im Gegensatz zum Cembalo, auf dem man die Lautstärke nur durch Hinzuziehen oder Abstoßen von Registern modifizieren kann.
Das alte und das neue Instrument hat Carl Philipp Emanuel Bach 1788 in seinem Doppelkonzert für Cembalo, Fortepiano und Orchester gegenüber gestellt: Das alte "Zirpen" gegen den neuen perlenden Klang. Der eigentliche Erfinder des Fortepianos alias Hammerklavier war der italienische Instrumentenmacher Bartolomeo Cristofori. 1697 baute er den ersten Hammerflügel, genannt "Cimbalo con piano e forte" oder "arpicembalo che fà il piano e il forte" .
Herausragende Bedeutung für die Weiterentwicklung des Fortepianos erlangten die Silbermann-Dynastie im Elsass und in Sachsen sowie die Familie Carl Stein in Süddeutschland und Österreich. Legendäre "Pianoforte-Verfertiger", deren Instrumente nach 1800 das Cembalo gänzlich verdrängten. Das Fortepiano wurde zum Standard-Tasteninstrument. In seiner modernen Form, dem Klavier, ist es dies bis heute geblieben.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 4. Mai 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK