Er wollte eine Gehaltserhöhung, da warf man ihm Vetternwirtschaft vor und strich seine Stelle – Recht bekam er schließlich durch den Gerichtshof der Medici in Florenz. Aber eigentlich war Manfredini doch einfach: ein Musiker.
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Manchmal kann ein Streit vernichtend sein… Im Fall von Francesco Manfredini, Kapellmeister der Kathedrale von Pistoia, hat ein belangloser Zwist mit dem Domkapitel die Hälfte seiner Komponistenpersönlichkeit ausgelöscht. Wütend über ihren aufsässigen Angestellten befahlen die Geistlichen ihm, sein Eigentum aus dem Musikschrank der Kathedrale zu entfernen – seither sind sämtliche Vokalwerke von Manfredini verschollen: mindestens neun große Oratorien.
Übrig geblieben ist ein reiches Instrumentalwerk, Sonaten und Konzerte, darunter das Stück, auf dem Manfredinis Nachruhm beruht: sein Weihnachtskonzert, die "Pastorale per il Santissimo Natale" op. 3, Nr. 12 aus dem Jahr 1708. Francesco Manfredini ging noch als Jugendlicher von Pistoia nach Bologna, wo er Schüler von Giuseppe Torelli und Giacomo Antonio Perti war. Als Geiger arbeitete er in Bologna, Ferrara und Monaco. 1724 kehrte er in seine Heimatstadt Pistoia zurück – als Kapellmeister der Kathedrale und Musikdirektor, der für den Chor und die Musikschule verantwortlich war. Diese Position bekleidete er bis zu seinem Tod.
Sein Handwerk lernte Manfredini im Orchester von San Petronio in Bologna. Für dieses Ensemble schrieb sein Lehrer Torelli die frühesten erhaltenen Stücke einer neuen, aufsehenerregenden Gattung: des Solokonzerts. So wuchs Manfredini als junger Geiger mit den aktuellen Entwicklungen seiner Zeit auf: etwa mit Torellis Violinstil, der sich am Ideal der strahlenden Trompete orientierte, oder mit dem kraftvollen Orchesterklang und der Virtuosität der Venezianer Tomaso Albinoni und Antonio Vivaldi. All diese Stil-Elemente zeichnen auch Manfredinis Kompositionen aus, Musik, die auf der Höhe der Zeit war, ohne jedoch durch besondere Innovationen herauszustechen – zumindest lässt sich das von jenem Teil seines Schaffens sagen, der nicht einem kleinlichen Streit zum Opfer gefallen ist.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 7. Oktober 2010, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK