Ein Serpent, eine Pochette oder ein Klaviziterium lassen die Herzen der Besucher in der Musikinstrumentenabteilung höher schlagen. Doch auch so mancher Musiker, der auf einem alten, sorgfältig restaurierten Instrument "im Originalklang" spielen durfte, hat hier glückliche Stunden verbracht.
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"Eigenthum der Deutschen Nation". Seit mehr als 160 Jahren steht es so über dem Haupteingang des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. 1852 wurde es vom fränkischen Adligen Freiherr Hans von und zu Aufseß gegründet und umfasst heute über 1,3 Millionen Objekte. Auf einem großen Areal in der Altstadt, das zahlreiche Gebäude vom mittelalterlichen Karthäuserkloster bis zu moderner Architektur von Sep Ruf umfasst, wird gesammelt, geforscht, restauriert und ausgestellt, was deutsche Kultur und Geschichte Bedeutendes hervorgebracht hat - von der Frühgeschichte bis ins 21. Jahrhundert. Jeder Kulturinteressierte kennt Schätze wie die Ostgotische Adlerfibel, den Behaim-Globus, Riemenschneider-Skulpturen, Dürer-Gemälde oder der Ur-Struwwelpeter. Gesammelt und präsentiert werden Kunstwerke, Möbel, Kleidung, Schmuck, Spielzeug, Waffen, Münzen, Bücher, Kunsthandwerk und natürlich auch Musikinstrumente.
Die Sammlung des Germanischen Nationalmuseums umfasst rund 3.000 historische Musikinstrumente vom 16. bis zum 21. Jahrhundert und zählt damit zu den Bedeutendsten weltweit. Die älteste bekannte Posaune aus dem Jahr 1551, eine große Bass-Viola da Gamba von 1563, eine fünf-chörige Gitarre aus dem späten 17. Jahrhundert, eine Querspinett von Silbermann aus der Mitte des 18. Jahrhunderts oder ein Doppelflügel von Pleyel aus dem 19. Jahrhundert sind nur einige der Prunkstücke.
"Das Kronjuwel der Musikinstrumentensammlung sind die Tasteninstrumente. Da haben wir wahrscheinlich den wichtigsten Bestand an süddeutschen und Wiener Instrumenten; so um die Mozartzeit, Beethovenzeit bis Chopin. Wir haben eine sehr kleine, aber sehr exklusive und schöne Lautensammlung, wie uns Musikinstrumentenbauer und Lautenisten immer wieder bestätigen. Und wir haben sehr viele Holzblasinstrumente. Da sind die Prunkstücke die Instrumente aus der Nürnberger Produktion. Nicht, weil wir in Nürnberg sind, sondern weil das die Stradivaris des Holzblasinstrumentenbaus waren, so um 1700 bis 1750." (Sammlungsleiter Frank Bär)
Um die noch spielbaren Instrumente zum Klingen zu bringen, veranstaltet das Germanische Nationalmuseum bereits seit 1956 in Kooperation mit dem Studio Franken des Bayerischen Rundfunks die Konzertreihe "Musica Antiqua". Ein Magnet für Liebhaber Alter Musik. Denn die Instrumente werden von hochkarätigen Musikern gespielt, z. B. hat Bob van Asperen eine Französische Suite von Johann Sebastian Bach auf einem der ganz seltenen noch erhaltenen Cembali aus dieser Zeit aufgenommen.
Konzerte auf historischen Tasten- und Zupfinstrumenten kommen häufiger vor. Konzerte auf historischen Blasinstrumenten gibt es fast nie. Denn beispielsweise die älteste Klarinette der Welt von Jakob Denner zu spielen, könnte das unersetzliche Instrument nachhaltig schädigen oder gar zerstören.
"Natürlich ist es ein Risiko für die Instrumente sie zu spielen. Es ist aber auch ein Gewinn für uns und für das Publikum. Wir wägen das Für und Wide ab und gehen verantwortungsvoll damit um. Wir möchten die Instrumente natürlich für die nachfolgenden Generationen bewahren, aber wir möchten das nicht tun, indem wir die gegenwärtige Generation vom Genuss ausschließen. Es ist immer eine Gratwanderung, aber ich glaube wir kriegen das mit unseren Konzerten und CD-Aufnahmen ziemlich gut hin." (Frank Bär)
Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 3. Oktober 2020, 22.05 Uhr auf BR-KLASSIK