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Henry Purcell Orpheus Britannicus

Er gehört in die Riege der viel zu früh verstorbenen Komponisten: der große englische Barockkomponist Henry Purcell, der nur 36 Jahre alt wurde und der schon seinen Zeitgenossen als Genie galt.

Bildquelle: © Prioryman

Henry Purcell ist unbestritten einer der bedeutendsten englischen Komponisten, heute, und auch bereits zu Lebzeiten. Da erstaunt es dann doch, dass wir vieles aus seiner Biographie nicht wissen. Sein Geburtsdatum? Unbekannt, sein Geburtsjahr 1659 lässt sich zurück rechnen aus späteren Angaben. Seine Eltern sind vermutlich Henry (Senior) und Elizabeth Purcell. Dieses Ehepaar stirbt jedoch, da ist Henry gerade fünf Jahre alt. Ab diesem Zeitpunkt wächst er bei Thomas Purcell auf, dem Bruder von Henry Purcell (Senior). Also beim Onkel- oder ist doch Thomas Purcell der Vater von Henry? Schließlich schreibt er in Briefen von dem Jungen als "mein Sohn Henry".

SPROSS EINER MUSIKERFAMILIE

Beide, Vater und Onkel, sind "Gentleman der Chapel Royal", Mitglieder im königlichen Chor in London. Henry wächst in einer Familie auf, deren Mitglieder zu den besten Musikern am englischen Königshof zählen. Übrigens gibt es auch heute noch Nachfahren der Familie des Komponisten, und die sprechen ihren Namen Purcell aus, und nicht, wie oft gehört, Purcell.

Bald werden auch Henry und sein jüngerer Bruder Daniel in die "Chapel royal" aufgenommen, als Chorknaben. Henry zeigt großes Talent auf vielen Gebieten. Seine Ausbildung umfasst die Wartung der Orgeln, der Flöten und anderer Instrumente. Auch das Kompositionshandwerk zählt dazu, zu seinen Lehrern gehört unter anderen Matthew Locke. Als dieser stirb, übernimmt Henry dessen Amt als Komponist für die königlichen Violinen, da ist er gerade 18.

KARRIERE AM KÖNIGSHOF

Purcell hat im Laufe seiner Karriere etliche Posten inne: als Orgelstimmer, später als Organist von Westminster Abbey, dann wird er Organist der Chapel Royal, und natürlich komponiert er. So außergewöhnlich gut, dass er bald von seinen Zeitgenossen als "britischer Orpheus" gefeiert wird. Purcells Musik ist ungemein vielschichtig: manchmal klingt sie so einfach wie ein Volkslied. Seine einzige Oper "Dido und Aeneas" zeigt ihre Wirkung - gleich, ob sie im Opernhaus gespielt wird, oder, wie zu Purcells Zeit, von den Schülerinnen eines Mädcheninternats. Er weiß um seine musikalischen Vorfahren: sowohl die Musik seiner Landsmänner schimmert durch seine eigenen Ideen hindurch als auch die des Kontinents, der Italiener und der Franzosen. Mitunter ist Purcell einfach und lieblich, doch dann verfällt er dem Reiz der Dissonanz und der Zuhörer könnte fast einen Schreibfehler vermuten (wie z. B. in der "Fantasia upon a ground for 3 violins", Z 731).

UMFASSENDES OEUVRE

Ziemlich produktiv ist er, den größten Teil seines Werks macht die Musik für Sänger aus; da finden sich die Anthems, also Chorkompositionen, da sind die Oden: die Geburtstags- Oden für Queen Mary oder die "Welcome Songs". Da sind die Bühnenwerke, nicht zu vergessen seine Kammermusik. Henry Purcell stirbt ziemlich plötzlich: 1695, mit nur 36 Jahren, und vermutlich an einer akuten Lungenentzündung. Sein Testament wird erst am Tag seines Todes aufgesetzt und unterzeichnet. Beigesetzt wird er fünf Tage später in Westminster Abbey. Sein Kollege Thomas Tudway nennt ihn:

"Das größte Genie, das wir je hatten"

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 16. Februar 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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