BR-KLASSIK

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Stichwort - Intabulierung Übertragungsverfahren von Musik

Bildquelle: Patrick Despoix

Wie holte man sich die großen Symphonien der Klassik und Romantik ins Wohnzimmer, als es noch keine Tonbänder oder Schallplattenspieler gab? Man setzte sich an den Flügel und spielte aus dem Klavierauszug. Ein groß besetztes Werk in seiner Essenz auf ein Instrument zu übertragen - diese Praxis ist uralt. Die Intabulierung ist ein Spezialfall dieser Praxis, die vom 14. bis zum 16. Jahrhundert in Gebrauch war.

Uralte Praxis

Intabulierung heißt eigentlich: in Tabulatur bringen. Die Tabulatur ist eine Griffschrift, bei der die Töne nicht in Form von Noten aufs Papier gebracht werden, sondern als Zahlen oder Buchstaben. Diese bezeichnen den Ort, an dem der Finger aufgesetzt werden soll. Von Intabulierung ist dann die Rede, wenn etwa ein Lautenist ein Madrigal für sein Instrument arrangiert und in Tabulatur niederschreibt. Dabei war es üblich, alle Gesangsstimmen weitgehend unverändert in den Instrumentalsatz zu übertragen - soweit dies spieltechnisch möglich war. Ihre persönliche Handschrift brachten die Arrangeure durch die Art der Verzierung zum Ausdruck - die Spanne reichte von äußerst zurückhaltender Ausschmückung der Hauptstimmen bis zu ihrer virtuosen Umspielung mit schnellen Läufen und Figuren.

Hits der Zeit

Die ältesten Intabulierungen finden sich im Robertsbridge Codex aus der Zeit um 1360, die bedeutendste Sammlung dieser Epoche enthält der Faenza Codex. Eine berühmte Quelle aus dem deutschsprachigen Bereich ist das Buxheimer Orgelbuch aus dem 15. Jahrhundert mit seinen Intabulierungen von Motetten, Liedern und französischen Chansons - den Hits dieser Zeit. Die Intabulierung - eine alte Praxis, die nie ganz ausgestorben ist: Heute findet jeder im Internet eine Version seines Lieblingssongs in Griffschrift, zum Nachspielen auf der Gitarre.

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