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Stichwort | 10.04.2016
Jan Dismas Zelenka
1729 stirbt Johann David Heinichen, der Hofkapellmeister in Dresden. Die Stelle bleibt zunächst unbesetzt. Kommissarisch übernimmt den Posten Jan Dismas Zelenka, der zu diesem Zeitpunkt bereits 50 war. Zurecht kann sich der Musiker Hoffnung auf die Nachfolge machen, schließlich leitet Zelenka seit einigen Jahren die Dresdner Hofkirchenmusik. Doch schließlich macht der 20 Jahre jüngere Opernkomponist Johann Adolf Hasse das Rennen. Zelenka wurde übergangen, ungeachtet seiner außergewöhnlichen musikalischen Leistungen.
Ich finde, dass er generell zu kurz kommt, weil er ein fantastischer Komponist ist, sehr einfallsreich, sehr individuell, ein fantastischer Meister des Materials. Er war am sächsischen Hof in Dresden tätig, wo er im Schatten der Hofkomponisten stand. Erst war das Heinichen, später Hasse - allerdings, wenn ich die Kompositionen Zelenkas mit diesen beiden Komponisten vergleiche, steht Zelenka auf einem ganz anderen Level.
Bildquelle: picture-alliance/dpa Jan Dismas Zelenka ist der Sohn eines Organisten und besucht die Jesuitenschule in Prag. Zunächst war er Kontrabassist der Dresdner Hofkapelle, erhält aber bald erste Kompositionsaufträge für die katholische Kirchenmusik. Zu seinen Lehrern gehört auch Johann Joseph Fux. Auffällig ist jedoch Zelenkas gänzliche Unabhängigkeit von Vorbildern. Er hat einen eigenen, hoch expressiven Stil, verbindet meisterhaft ausgeführte kontrapunktische Gefüge mit einem ausgeprägten Gespür für Dramaturgie und kombiniert virtuos hochmoderne Kompositionstechniken mit weiten Rückgriffen in die musikalische Vergangenheit. Seine Werke bis hin zu den herausragenden späten Messen sind von einer überwältigenden Intensität.
Zelenka stirbt 1745 in Dresden, ohne nennenswerte Beachtung erfahren zu haben. Johann Sebastian Bach besaß Abschriften von einigen seiner Werke, beide kannten und schätzten sich wohl auch. Erst im 20. Jahrhundert wird Zelenkas Musik wiederentdeckt. Nicht zuletzt der Komponist und Oboist Heinz Holliger gibt dem Zelenka-Revival seit den 1970ern Jahren kräftige Impulse. So nimmt Jan Dismas Zelenka wenigstens heute zunehmend seinen ihm gebührenden Platz ein, als einer der größten und eigenständigsten Komponisten der späteren Barockzeit.