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Laute Regina omnium instrumentorum musicorum

John Dowland ist vielleicht der bekannteste Lauten-Komponist, doch es gibt noch weit mehr zu entdecken, was auf einer Laute (bzw. auf einem von zahlreichen Lautentypen) gespielt werden kann

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Sie war die Königin aller Musikinstrumente - zumindest für das 16.Jahrhundert ist dieser Beiname überliefert. Bis zum Ende des Barock war die Laute ein überaus beliebtes Instrument und es gab Zeiten, in denen von einem Edelmann selbstverständlich erwartet wurde, dass er die Laute spielen und dazu singen konnte. Es soll sogar Barbiere gegeben haben, die ihren Kunden Lauten, aber auch Flöten oder Gamben gereicht haben, um die Wartezeit zu überbrücken. Eine Laute ist aber auch ein praktisches Instrument - das einstimmige Melodiespiel ist relativ einfach zu erlernen, ebenso der ein oder andere Akkord. Und im Gegensatz zu Tasteninstrumenten kann der Musiker sie ohne großen Aufwand transportieren.

VIELE VERSCHIEDENE AUSFÜHRUNGEN

Aber - von welcher Laute ist hier die Rede? Der Lautenist Andreas Martin: "Wenn man von Laute redet, geht es eigentlich um eine ganze Lautenfamilie, angefangen von der Mittelalterlaute, ein sehr kleines, kompaktes Instrument, das so ähnlich aussieht wie eine Mandoline. Die Theorbe dann im Barock ist einfach eine vergrößerte Form dieser kleinen Lauten, mit einem sehr langen Griffbrett."

Die ersten Lauten spielten Musiker 2.000 Jahre vor Christus in Mesopotamien. Nach Europa kam die Laute wahrscheinlich vor über tausend Jahren, als sich das Morgen- und das Abendland in Spanien und Sizilien begegneten. Die Araber brachten ihre Lauten mit, die sie "Al-Ud" - auf Deutsch "das Holz" nannten, und von dieser Bezeichnung leitet sich der deutsche Begriff "Laute" ab. Die Instrumente wurden europäisiert, und es entstand das Instrument, das wir heute "Mittelalterlaute" nennen.

NICHT "LAUT", SONDERN "AUS HOLZ"

Diese Instrumente sind die kleinsten in der europäischen Lautenfamilie; sie sind meist vier- oder fünfchörig, das heißt, die Lauten sind mit Saitenpaaren besaitet, die gemeinsam angezupft werden. Im Mittelalter mit einem Plektrum, einer zu recht geschnitzten Feder. Etwa um 1500 entscheiden die Lautenisten, fortan mit den Fingern der rechten Hand zu zupfen. Wurde mit dem Plektrum hauptsächlich einstimmig gespielt, ist ab nun mehrstimmiges Spiel möglich. Auch die Instrumente werden weiterentwickelt, sie bekommen mehr und tiefere Saiten. Der nun entstandene Lautentypus wird heute als Renaissance-Laute bezeichnet. Der bedeutendste Virtuose, der auf dieser Laute spielte und Musik für sie schrieb, war der Engländer John Dowland.

LETZTER HÖHEPUNKT: J. S. BACH

Auch im Barock wird die Laute weiterentwickelt. Und kurz bevor die große Zeit der Laute zu Ende geht, komponiert Johann Sebastian Bach seine Lautensuiten. Sie gehören bis heute zum musikalisch gehaltvollsten und technisch anspruchsvollsten, was für Laute komponiert wurde. Mit dem Instrument veränderten sich auch die Art der Musik und der Kreis der Ausführenden. Der Lautenist Rolf Lislevand:

"Die Laute wurde immer größer, immer komplexer, hat immer mehr Saiten bekommen, und auch die Technik änderte sich: die Spielweise wurde sehr komplex. Die Lautenkultur war eine Musikkultur, die  extrem geschlossen war, das war Musik für eine elitäre Kultur."

Im Barock gibt es fast unübersichtlich viele Formen der Laute: da sind die Barocklaute in unterschiedlichen Ausführungen, aber auch Theorbe oder Arciliuto. Manche Lauteninstrumente tragen den Namen "Laute", manche einen eigenen, wie die Theorbe. Eine Laute ist sie trotzdem. Denn zur Lautenfamilie zählen alle Zupfinstrumente, die einen runden, muschelförmigen Korpus haben, über den die Saiten gespannt sind.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 10. Juli 2011, auf BR-KLASSIK

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