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Matthew Locke Englisches Original des Barock

Matthew Locke war der wohl bekannteste Komponist im England des 17. Jahrhunderts, treuer Royalist – und Querkopf. Das Stichwort zeigt, woran man das erkennen kann...

"The Opera Tune by Mr. Lock" | Bildquelle: © Kosboot

Bildquelle: © Kosboot

Er muss eine faszinierende, aber auch recht streitbare Persönlichkeit gewesen sein: Matthew Locke, geboren um 1622 im englischen Devon, war nämlich einerseits der bekannteste Komponist seiner Zeit auf der Insel. Andererseits war er aber wohl auch derjenige, der bei allem Patriotismus am freudigsten bereit war, gegen die kontrapunktischen Gepflogenheiten der Epoche zu verstoßen: So experimentierte er wagemutig mit Chromatik und Dissonanzen, die weit in die Zukunft wiesen.

Locke lebte freilich auch in unruhigen Zeiten. Während er als Chorknabe an der Kathedrale von Exeter sang, begann es im Volke schon zu brodeln, und 1642 brach der Bürgerkrieg aus. Locke stand dabei auf Seiten der Royalisten, und ab 1648 teilte er wohl sogar das Exil des englischen Prinzen Charles in Den Haag. Dort konvertierte er vermutlich auch zum Katholizismus, während Oliver Cromwell in England die Republik ausrief.

Royalist - und auch noch katholisch...

Während der gesamten Commonwealth-Zeit hielt Locke dem Thronfolger Charles jedenfalls die Treue, und als dieser 1660 wieder offiziell als König eingesetzt wurde, ernannte er Locke denn auch zu seinem Composer to the Private Music. Kurz darauf avancierte er auch noch zum Leiter des Streichorchesters des Königs, und nach dessen Heirat mit der portugiesischen Infantin Katharina von Braganza leitete Locke außerdem deren Kapelle.

Das Besondere daran: Diese Kapelle war katholisch - denn Katharina hatte sich vor ihrer Heirat mit dem anglikanischen Karl ausbedungen, ihren Glauben auch in England weiter pflegen zu dürfen; inklusive Kirchenmusik. Hier konnte also auch Locke seinem Katholizismus frönen - was ihm ansonsten im England dieser Zeit nicht sonderlich gut bekommen wäre... Denn nicht nur für die Pestepidemie von 1664/65, sondern auch für das große Feuer von London 1666 machte man in England gerne die Katholiken verantwortlich.

Traditionalist - und Querkopf

Locke wollte jedoch vor allem die große englische Consorttradition wiederbeleben, die er für den weltweit überlegenen Stil auch noch seiner Zeit hielt, und schrieb entspechend viel für diese Besetzung. Daneben gilt er aber auch als einer der Wegbereiter der Oper in England.

Auf sein aufbrausendes Temperament kann man übrigens auch daraus schließen, dass die meisten erhaltenen Äußerungen von oder über ihn von Streitigkeiten zeugen: Etwa eine Ermahnung aus der Chorzeit, dass er sich mit einem Mitschüler geprügelt habe; oder ein Flugblatt, das er selbst drucken ließ, nachdem seine Vertonung der Zehn Gebote von der königlichen Kapelle - möglicherweise absichtlich - nicht zu seiner Zufriedenheit aufgeführt worden war. Da prangerte er dann die "Vorverurteilung, Zensierung und Behinderung von Kirchenmusik bei einer Aufführung vor seiner Majestät" an.

Als Locke im Sommer 1677 starb, wurde er bei Hofe und von den Kollegen dennoch nach wie vor hochgeschätzt. Am deutlichsten wird das vielleicht in der Elegie, die Henry Purcell auf Locke komponierte, und die den Titel trägt: "Welche Hoffnung bleibt uns, nun, da er gegangen ist?"

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 11. April 2020, 22.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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