Es ist immer der gleiche Text, der gleiche Inhalt, den die Komponisten seit der Renaissance in ihren Messvertonungen verarbeitet haben – das Ergebnis sind unzählige bewegende, berührende und wegweisende Werke.
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Die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, die große Messe in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart, die Missa solemnis von Ludwig van Beethoven: viele Schlüsselwerke der großen Komponisten unserer Musikgeschichte sind Messvertonungen. Die Aufgabe, eine Messe zu schreiben, beflügelte sie über die Jahrhunderte hinweg zu Höchstleistungen und kompositorischen Neuerungen. Von Anfang an ist die Messe eine gesungene Musikgattung. Ihre Ursprünge gehen zurück auf die Melodien des gregorianischen Chorals.
Bei den liturgischen Texten der Messfeier unterscheidet man zwischen dem so genannten Proprium missae und dem Ordinarium missae. Das Proprium sind wechselnde Texte, die sich an jedem Sonn- oder Feiertag ändern. Das Ordinarium, das sind die immer gleichen, in jeder Messe vorkommenden Gesänge. Diese unveränderlichen Bestandteile heißen: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei. Diese fünf zusammen bilden die musikalische Gattung der Messe. Das Kyrie eröffnet die Feier mit einer dreimaligen Anrufung des Herrn. Das Gloria lobt und verherrlicht Gott. Im Credo ist das christliche Glaubensbekenntnis formuliert, wird Gott erneut verherrlicht und angerufen, und das Agnus Dei (Lamm Gottes) dient als Begleitgesang zur Brotbrechung.
Die älteste überlieferte Messvertonung, die von einem einzelnen, benannten Komponisten stammt, ist die Messe de Nostre Dame von Giullaume de Machaut aus der Mitte des 14.Jahrhunderts. Machaut vertonte neben den üblichen fünf Messbestandteilen noch einen sechsten, nämlich das Schlusswort, das der Messe ihren Namen gab: Ite missa est. (wörtlich: gehet, nun ist Aussendung.).
Die Jahrtausende alten Texte enthalten neben Lobpreisungen Gottes wichtige Botschaften, die der Gemeinde verkündet werden sollen: daher gibt es, seitdem es Messkompositionen gibt, auch Debatten darüber, welche Textausdeutung für den Gottesdienst angemessen sei. Gerade zur Zeit der Gegenreformation war die Frage nach der richtigen Kirchenmusik eine zentrale. Hierbei soll die "Missa papae marcelli" von Giovanni Pierluigi da Palestrina eine wichtige Rolle gespielt haben. Obwohl die Stimmen sehr kunstvoll ineinander verschlungen sind, ist dennoch Textverständlichkeit gegeben. Wohl nicht zuletzt aufgrund dieses Werkes ließen die Kirchenväter auch weiterhin polyphone Schreibweisen in der Messe zu.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 31. Juli 2011, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK