"Ganz Paris träumt von der Liebe, denn dort ist sie ja zu Haus‘!" So sang einst Caterina Valente. Wohl wahr: Paris, die Stadt der Liebe – an diesem Klischee kommt so gut wie kein Schlager-Komponist vorbei. Doch heißt es nicht: Wo Liebe ist, da ist auch die Musik nicht fern? Tatsächlich ist Paris seit dem Mittelalter nicht nur das politische, sondern vor allem auch das musikalische Zentrum Frankreichs.
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"Paris ist alles, was du willst!" So schwärmte Frederic Chopin im Jahr 1831. In Paris durfte es immer schon ein bisschen mehr sein als woanders, und während man um 1200 in den Klöstern und Kirchen der Provinz brav ein- oder zweistimmig zum Lobpreis Gottes sang, türmte in der Pariser Kathedrale Notre Dame der Magister Perotin Klanggebilde mit drei oder vier Stimmen auf. Die Zentren der Musikpflege waren in Paris über Jahrhunderte der Königshof, die Adelshäuser und vor allem die Universität, an der etliche bedeutende Musiktheoretiker unterrichteten. Der 100jährige Krieg zwischen Frankreich und England ging auch an Paris nicht spurlos vorbei. Erst Ende des 15. Jahrhunderts erlebte das Kulturleben in der Stadt wieder einen Aufschwung. Das lag nicht zuletzt am Musikdruck. Die Musikalien aus dem Verlag von Pierre Attaingnant etwa verbreiteten französische Chansons und Tänze in alle Welt.
Im 17. Jahrhundert war Paris das Zentrum der französischen Oper schlechthin. Jean-Baptist Lully besaß von 1672 an das Monopol auf Opernaufführungen in Paris. In der Zusammenarbeit Lullys mit Molière und Quinault verschmolz die Musik in idealer Weise mit der Sprachmelodie des Französischen. Zu dieser Zeit bildete die französische Oper ihre klassische Gestalt aus: Die Comédie-ballet erheiterte die Pariser mit derbem, aber hintergründigem Humor, die Tragédie lyrique ergriff das Publikum in ihrer feierlichen, erhabenen Eleganz.
Über alle Epochen hinweg strahlte das Pariser Musikleben in die Welt hinaus. Im Mittelalter pilgerten Gelehrte und Musiker aus allen Teilen des Kontinents an die Universität. Diese weltoffene Atmosphäre zog auch später zahlreiche Komponisten in die Stadt der Liebe - vom Italiener Lully bis hin zum Polen Chopin.
Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 11. Juli 2020, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK