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Rom Hauptstadt des Christentums, Weltkulturerbe und Musikmetropole

Bildquelle: colourbox.com

Stichwort | 08.04.2012

Rom

"Alle Wege führen nach Rom." Dieses berühmte Zitat hat nichts mit dem gut befestigten Straßen der alten Römer zu tun. Es stammt aus dem Mittelalter und bezieht sich auf die Stellung Roms als Zentrum der Christenheit. Alle Wege führten zum Heiligen Stuhl, der als letzte Instanz in sämtlichen Fragen des Lebens und der Kirche galt. Natürlich dehnte sich diese päpstliche Deutungshoheit auch auf das Feld der Musik aus, was nicht immer konfliktfrei ablief. Im Gegenteil: Man darf die Geschichte der Alten Musik in Rom als eine fortwährende Auseinandersetzung zwischen konservativen Päpsten und fortschrittlichen Komponisten verstehen.

Palestrina zwischen den Stühlen

Die Stellvertreter Christi auf Erden neigten zu Verboten und noch drastischeren Maßnahmen. So ließ Papst Nikolaus III. Ende des 13. Jahrhunderts in den Kirchen Roms massenhaft Notenhandschriften mit altrömischem Gesang vernichten, um diese Form der Musik zu eliminieren. Und auch der im Vatikan hochgeachtete Kirchenmusiker Palestrina hatte es nicht leicht. Er war ein Meister der Vokalpolyphonie, doch auf dem Konzil in Trient erging 1563 das Dekret, diesen kunstvoll verflochtenen, mehrstimmigen Gesang aus der Kirche zu verbannen, weil dadurch nur noch auf die Musik gehört werde, aber nicht mehr auf das biblische Wort. Palestrina hat daraufhin für Papst Marcellus II. seine berühmte "Missa Papae Marcelli" komponiert, die trotz Mehrstimmigkeit mit großer Textverständlichkeit punktete, woraufhin polyphone Messen und Motetten weiterhin gesungen werden durfte.

Keine Frauen, keine Tanzmusik

Doch die rigiden Vorgaben der römischen Kurie gingen weiter. So verbot Papst Sixtus V. Ende des 16. Jahrhunderts den Frauen, auf der Bühne aufzutreten, was zu einer massenhaften Verbreitung von Kastraten-Sängern führte. Und in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erließen die Päpste Alexander VII., Innozenz XI. und Innozenz XII. bindende Richtlinien für Kirchenmusik, um der Monodie und dem opernhaften "Stile Nuovo" in den römischen Kirchen Einhalt zu gebieten. Dazu gehörte auch das Verbot von Tanzsätzen, aber musikliebende Kardinäle wie Pamphili oder Ottoboni ließen trotzdem zu, dass diese Art Musik in ihren Palästen erklingen konnte und ein so bedeutender Geiger wie Arcangelo Corelli sogar seine "Folia", den wilden Tanz der Tollheit spielen durfte.

Oper in Rom - kritisch beäugt

Die Oper in Rom wurde von den Päpsten sehr kritisch beäugt - sie durfte nur in der Karnevalszeit gespielt werden. Papst Innozenz XI. verbot 1689 schließlich alle öffentlichen und privaten Opernaufführungen in der Stadt, um dem unmoralischen weltlichen Treiben ein Ende zu setzen. Doch Komponisten wie Alessandro Scarlatti schlugen dem Heiligen Stuhl ein Schnippchen, indem sie die Oper in der Kirchenmusik versteckten. Unter dem Deckmantel des Oratoriums schufen sie leidenschaftliche Koloraturarien, die jeder Barockoper zur Ehre gereicht hätten.

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 18. Januar 2020, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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