Bildquelle: Oswald Achenbach
"Zuweilen, wenn mehrere Spieler zusammen kommen, wird ein Saltarello getanzt. Dieser römische Volkstanz hat eine sehr einförmige Musik, die, wie mir Musiverständige gesagt haben, gegen alle Gesetze unseres Tonsystems sündigt und daher mit unseren Noten nicht in seiner Eigentümlichkeit gesetzt werden kann. Dennoch findet das Ohr keinen Anstoß daran." Wilhelm Müller
Wilhelm Müller, der Autor der "Winterreise", beschreibt den Saltarello, wie er ihn während seiner Italienreise im Sommer 1818 erlebte - als populären, manchmal monotonen Tanz, stets in sehr raschem Tempo, die Tänzer zu immer gewagteren Sprüngen antreibend.
Bereits im 14. Jahrhundert wird der Saltarello erwähnt als ein rascher Nachtanz zu den langsamen Schreittänzen Pavane, Passamezzo oder Bassadanza. Der Sprungtanz - "saltare" bedeutet "springen" oder "hüpfen" - verändert die rhythmischen Vorgaben des jeweiligen Vortanzes und präsentiert einen raschen Dreier-Takt. In der italienischen Tanztheorie des 15. Jahrhunderts erscheint der Saltarello als eine der vier "misure", also der vier typischen Taktarten höfischer Tänze. So wird der Piva der 2/4, dem Saltarello der ¾, der Quadernia der 4/4 und der Bassadanza der 6/4- Takt zugewiesen. Sollte er doch einmal im 4/4-Takt auftreten, so wird er "Saltarello tedesco", also "deutscher Saltarello" genannt. 1578 veröffentlichte Giorgio Mainerio in Venedig sein "primo libro de balli", sein erstes Buch der Tänze. Dort erscheint der Saltarello als Nachtanz zum "Passamezzo antico".
Die auffälligsten Merkmale des Saltarello sind jedoch nicht in der Musik zu finden, sondern in der Art und Weise, wie er getanzt wurde. Dies beschreibt ebenfalls eindrücklich der Dichter Wilhelm Müller :
"Aber, um auf den Saltarello zurückzukommen, muß ich noch bemerken, daß er, wie auch der Name sagt, rasch und hüpfend, und zwar mit steigender Schnelligkeit getanzt wird, worin ein Tänzer den andern zu übertreffen strebt. Die Zahl der Tänzer ist willkürlich, wenn es aber viele sind, so wechseln je zwei und zwei ab. Eine deutliche Vorstellung davon zu geben, wird mir kaum gelingen: es ist ein Tanz, bei dem der ganze Körper in gleichen Anspruch genommen wird, ja, in dem die Arme fast mehr tanzen als die Beine. Die Bewegungen sind unendlich mannigfach, aber doch von gewissen Gesetzen geleitet, und die natürliche Grazie des römischen Volks gibt ihnen einen hohen Reiz." Wilhelm Müller