Bildquelle: Heinrich Christoph Fehling
Das Stichwort vom 28. August 2016
Sinfonia
Das italienische Wort leitet sich her von den griechischen Wörtern "syn" (zusammen) und "phonä" (Klang). Dieser "Zusammenklang" war allerdings anfangs nicht unbedingt ausschließlich instrumental: Die gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts entstandenen "Symphoniae sacrae" von Heinrich Schütz zum Beispiel ("Symphoniae" wird im Titel wohlgemerkt griechisch mit "y" und "ph" geschrieben) - diese "Symphoniae sacrae" sind gemischt vokal-instrumentale Stücke. Das italienische Wort "Sinfonia" steht dagegen für rein instrumentale Musik mit der Funktion eines Vor- oder Zwischenspiels. In dieser Bedeutung ist das Wort erstmals in einem Notendruck von 1591 dokumentiert, und zwar in den Intermedien von Adriano Banchieri und Cristoforo Malvezzi zur Komödie "La Pellegrina" von Girolamo Bargagli.
Sinfonia wird von den Italiänern dahin verstanden, wenn ein feiner vollständiger Concentus, in Manier einer Toccaten, Pavanen, Galliarden oder andern dergleichen Harmony mit 4, 5, 6 oder mehr Stimmen, allein uff Instrumenten ohn einige Vocalstimmen zu gebrauchen, componiert wird. Dergleichen art von ihnen bißweilen im anfang (gleich als ein Praeambulum uff der Orgel).
So definierte Michael Praetorius in seinem enzyklopädischen "Syntagma musicum" 1619 "Sinfonia". Eröffnend in der Funktion, variabel in der Form, oft tänzerisch in der Gangart - die sind die damaligen Kennzeichen der Gattung.
Um 1700 etablierte sich dann die Sinfonia als das, was sie bis heute für die meisten Musikliebhaber verkörpert: die vielfach brillante und temporeiche italienische Opernsinfonia nach der Art von Alessandro Scarlatti mit der charakteristischen Tempofolge schnell - langsam - schnell. Diese dreiteilige neapolitanische Opernsinfonia wurde zu einem der Vorläufer der Symphonie des klassisch-romantischen Zeitalters. Aber damit wären wir schon in einem neuen Kapitel der Musikgeschichte.