Mit Musik schmeckt der Braten gleich noch saftiger. Schon im Mittelalter wusste man sich bei Tisch zu amüsieren: kulinarisch und musikalisch.
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Ein knappes Dutzend edler Damen und Herren in stattlichen Garderoben sitzt um eine reichlich gedeckte Tafel. Der Duft von gebratenem Geflügel liegt in der Luft, Diener balancieren aufgetürmte Teller und Platten durch den Raum und am äußeren rechten Bildrand sitzen drei Musiker: Mit Viola da Braccio, Viola da Gamba und Laute unterhalten sie die feine Gesellschaft. Darstellungen wie dieser Kupferstich aus der Mitte des 17. Jahrhunderts erzählen uns noch heute von der damals üblichen Praxis, "bei der Tafel zu musizieren".
Die Tafelmusik lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. So war es etwa in den Klöstern üblich, bei den Mahlzeiten entweder aus der Bibel vorzulesen oder aber die erbaulichen Texte in gesungener Form zu goutieren. Auch bei Feierlichkeiten, Hochzeiten und Banketten durfte die Musik nicht fehlen. Und wer es sich leisten konnte, der gönnte sich die musikalische Untermalung seiner kulinarischen Freuden auch im privaten Speisezimmer.
Als Genrebezeichnung ist der Begriff der Tafelmusik seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich, zur Unterscheidung von der Sakral- und der Kammermusik. Welche Art von Musik damit gemeint war, ist dagegen nicht genauer definiert. Als Tafelmusik galten vokale wie instrumentale Stücke in verschiedenen Gattungen und Besetzungen. Lediglich der leichte, unterhaltende Charakter dieser Musik lässt sich als kleinster gemeinsamer Nenner ausmachen.
Seit dem beginnenden 17. Jahrhundert erschienen immer mehr Sammlungen dieser frühen U-Musik in Druck. Sie tragen so klingende Namen wie Banquetto musicale, Musikalische Tafelfreudt, Mensa sonora oder im Falle von Valentin Rathgebers Mitte des 18. Jahrhunderts in Augsburg gedruckter Sammlung: Ohren-vergnügendes und Gemüth-ergötzendes Tafel-Confect.
Auch die Wahl der Instrumente ist den historischen Berichten und Darstellungen zufolge recht unterschiedlich. Die Besetzungen reichen von der sogenannten "stillen musick" mit Laute und Harfe über gemischte Streicher- und Blasensembles bis zu den schon viel weniger stillen Trompeten. Diese hatten sogar eine zeremonielle Funktion: bei großen Staatsbanketten kündigten sie den nächsten Gang an. Je lauter das Instrument, desto besser war daran getan, die Musiker ein wenig abseits von der Tafel zu positionieren. Auf vielen Bildern spielen sie von Balkonen auf die Tischgesellschaft herunter. Ganz anders verhielt sich das beim berühmten Fasanenfest Philipps des Guten 1454 in Lille: Da sollen an die 20 Musiker mitten in der Pastete Platz genommen haben. Na dann, guten Appetit.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" am 25. Juni 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK