Unsterblich zu werden – der Traum von vielen Kunstschaffenden. Thomas Augustine Arne ist das mit der Komposition einer (inoffiziellen) Nationalhymne gelungen. Seinen Namen allerdings kennen nur noch die Wenigsten.
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"Rule Britannia!" Die ganze Welt kennt diese Melodie. Für die Engländer ist sie eine Art inoffizieller Nationalhymne. Bei der "Last Night of the Proms" in London steht sie traditionell auf dem Programm, und englische Fußballfans singen den Refrain bei den Spielen ihrer Nationalmannschaft.
"Rule, Britannia! Britannia, rule the waves.
Britons never will be slaves."
("Herrsche, Britannien! Britannien beherrsche die Wellen.
Briten werden niemals Sklaven sein.")
Die immense Popularität dieser Melodie steht in keinem Verhältnis zur Bekanntheit ihres Komponisten. Hierzulande kennen seinen Namen wohl nur Freunde Alter Musik: Thomas Augustine Arne. 1740 hat er "Rule, Britannia!" komponiert - als Schlussgesang seiner Masque "Alfred". Bei allem Patriotismus seiner Musik - im anglikanischen England war Arne ein Außenseiter. Der Sohn eines Polsterers aus dem Londoner Distrikt Covent Garden war Katholik.
Dies hatte zur Folge, dass es Arne zeitlebens untersagt blieb, Kirchenmusik für die "Church of England" zu schreiben. Er war und blieb vor allem ein Theaterkomponist. Selbst seine Instrumentalwerke sind lediglich Ableger seiner Arbeit für das Musiktheater. Hier profilierte sich Arne als der letzte bedeutende englische Komponist, bevor England erst wieder im 20. Jahrhundert durch Benjamin Britten eine führende Rolle in der Operngeschichte übernahm. Arne komponierte ein riesiges Repertoire an Opern, Masques und Bühnenmusiken - zumal für die Shakespeare-Produktionen am legendären Drury Lane Theatre.
Englische Operngeschichte schrieb Arne 1760 mit "Thomas und Sally" - die erste englische Komische Oper ohne gesprochene Dialoge und die erste Adaption des italienischen Opera-buffo-Stiles durch einen Engländer. Es ist ein Werk von italienischer Klarheit und von italienischem Klangsinn, und doch ist es zugleich "very british". Wie schrieb doch der Essayist William Stafford im Jahre 1830:
"Die Musik von Arne war weder so kraftvoll wie die von Purcell, noch hatte sie die prächtige Einfachheit und feierliche Grandeur Händels. Aber die Leichtigkeit und Eleganz seiner Melodien und die Farbigkeit seiner Harmonik machen seine Kompositionen anziehend in höchstem Maß. Wir dürfen stolz auf diesen Namen sein, der der englischen Musik zur Ehre gereicht." William Stafford
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 14. März 2010, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK