Das erste Musikinstrument der Geschichte dürfte eine Flöte gewesen sein, komplett aus einem Vogelknochen geschnitzt. Dass die Bögen der Streichinstrumente auch heute noch mit echtem Pferdehaar bespannt sind, dürfte bekannt sein. Doch: wie klingen ein Elefant, eine Vogelfeder oder gar ein Hund?
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Wie etliche andere Tiere auch leisten Schafe einen wichtigen Beitrag zu einem gut klingenden Instrument. Ist das Tier dahingeschieden, wird ihm der Darm entnommen und zu Saiten oder auch zu Bundmaterial verarbeitet. Nach umfassender Reinigung. Auch die Gedärme von Kühen und von Ziegen, eben von Paarhufern ganz allgemein, eignen sich dafür.
Die Felle der Tiere können auf Trommeln gespannt werden, und aus den Knochen wird Leim gewonnen, unerlässlich im Musikinstrumentenbau. Aus den Hörnern lassen sich Blasinstrumente herstellen, Gemshorn genannt. Den Pferden wird der Schwanz gekürzt, um mit den Haaren die Bögen der Streichinstrumente zu bespannen. Das Elfenbein der Elefanten wurde für Tasten verwendet, für Intarsien bei Saiteninstrumenten und auch manch Zink war aus Elfenbein geschnitzt, bevor er mit Leder überzogen wurde. Und natürlich wurde der Olifant, ein Signalhorn, aus Stoßzähnen hergestellt.
Die Blase des Schweins gibt einen prima Windbehälter ab für das Platerspiel, eine Dudelsackvariante. Aus Seehundmägen wurden, zumindest in Estland, Windbehälter für die dortige Variante des Dudelsacks gefertigt. Auch aus Hundefellen kann man Dudelsäcke bauen, in der Bretagne wurde das so gemacht. Die Lautenisten schnitzten sich aus Vogelfedern eine Frühform des Plektrums. Ähnliche Verwendung finden Federn im Cembalo, auch hier werden die Saiten mit Federkielen angezupft. Und die Komponisten nutzten sie als Schreibgerät. Aus Vogelknochen, die ohnehin schon hohl sind, lassen sich leicht Blasinstrumente herstellen.
Das älteste Musikinstrument überhaupt dürfte eine Flöte sein, aus einem Vogelknochen geschnitzt. Viele weitere Instrumente wurden teilweise oder ganz aus tierischem Material gebaut. Manche, wie zum Beispiel die Gemshörner, verschwanden irgendwann wieder von der Bildfläche. Bei einigen anderen wurden die tierischen Anteile im Lauf der Zeit ersetzt: der Windbehälter des Dudelsacks kann aus Kunststoff oder Gummi hergestellt sein, ebenso sind Trommeln heute oft mit künstlichen Fellen bespannt. Stahl- oder Kunststoffsaiten verdrängten die Darmsaiten. Auch wird heute nicht mehr ausschließlich Knochenleim verwendet, und auch der von Läusen gewonnene Schellack ist nur noch eine von mehreren Möglichkeiten, Holzinstrumente zu lackieren.
Die Vorteile dieser Weiterentwicklungen sind nicht zu unterschätzen: Metall oder Kunststoff sind länger haltbar und reagieren nicht wie Naturprodukte auf Temperaturschwankungen oder auf Luftfeuchtigkeit. Stahlsaiten etwa verstimmen sich viel weniger als Darmsaiten. Allerdings bedeutet ein anderes Material natürlich auch einen anderen Klang. Und auf einen authentischen Klang wollen viele Musiker der Originalklangszene eben nicht verzichten und spielen auch weiterhin gemeinsam mit Schafen, mit Kühen, mit Läusen, mit Ziegen, mit Gänsen, mit Schweinen, mit Hunden, mit Seehunden, …
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 20. August 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK