Das Vaudeville stammt aus Frankreich. Dort ist es eine Art musikalisches Nationalheiligtum – als populärer Liedtypus, als ein Vorläufer der Opéra comique und als Revue-artiges Spektakel, das im Export nach Übersee einen Vorläufer des amerikanischen Musicals bildet.
Bildquelle: Library of Congress Washington DC
Von der Forschung werden zwei Ursprünge für das Wort Vaudeville genannt. Zum einen soll es sich herleiten vom "Vau-de-Vire", vom Vallée de la Vire, einem Tal in er Normandie, wo im 15. Jahrhundert jener satirische Volksdichter Olivier Basselin lebte, den die Legende die "Erfindung" des Vaudeville zuschreibt. Die andere Herleitung von Vaudeville bezieht sich auf die Formulierung "Voix de Ville" (Stimme der Stadt).
"Recueil des plus belles et excellentes chansons en forme de voix de ville" (Sammlung der schönsten und vortrefflichsten Chansons in Form der Stimme der Stadt). So heißt eine 1576 in Paris erschienene Kollektion von Liedern, zusammengetragen von dem französischen Komponisten und Herausgeber Jehan (Jean) Chardavoine (1537-1580), der im Vorwort des Druckes der Lieder bemerkt: "Man tanzt und singt sie alltäglich in den Städten."
Im 17. Jahrhundert hat sich dann das Wort "Vaudeville" etabliert als die Bezeichnung für einen ur-französischen Liedtypus, eingängig und leicht singbar - also volkstümlich - und lebensnah in seinen Texten, die politische und gesellschaftliche Tagesereignisse und anderes Alltägliches satirisch frech aufgreifen. Kennzeichen der Form sind ein strophischer Aufbau, eine syllabische Textdeklamation und ein schlicht homophon akkordischer Satz mit der Melodie in der Oberstimme. Als Melodien - zumal für die "Timbres" genannten Refrainverse - fungieren populäre Lieder und Themen aus französischen Opern und Comédie-Ballets der Zeit, die als Parodie neu textiert sind.
Aus der Aneinanderreihung von mehreren Vaudevilles entsteht im Laufe des 17. Jahrhunderts ein eigenes abendfüllendes Musiktheater-Genre gleichen Namens. Ein charakteristisches Element ist dabei das "Vaudeville-Final": Alle Akteure tragen jeweils eine Strophe der Schluss-Nummer vor und stimmen dann mit den anderen in den Refrain ein, der zugleich die Moral des gesamten Stückes verkündet.