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Das Stichwort vom 9. September Besetzung

Anzahl der Musiker und Art ihrer Instrumente beziehungsweise der Stimmlagen. Häufig gibt es mehrere Möglichkeiten, wie ein Stück besetzt werden kann. Sie alle sind Thema dieses Stichworts.

Bildquelle: gemeinfrei

Stichwort | 09.11.2018

Besetzung

Häufig gibt es mehrere Möglichkeiten, wie ein Stück besetzt werden kann. Manche Besetzungen sind eindeutig belegbar, andere wiederum entstehen aus Diskussionen und manchmal hilft nur noch der Blick ins Umfeld der Komponisten.

Das erste Buch mit Songs oder Ayres für vier Stimmen mit Tabulatur für die Laute: so gemacht, dass alle Stimmen zusammen oder eine einzelne davon zu Laute oder Gambe gesungen werden können.
John Dowland: The first booke of Songes, 1597

John Dowland gibt den Musikern seiner Lieder eine gewisse Auswahl, was die Besetzung angeht: das Minimum ist demnach ein einzelner Sänger, der von einem einzigen Instrument begleitet wird. Darüber hinaus können noch weitere Sänger und Instrumente dazu kommen.

Für einen Musiker heute eine relativ klare Anweisung. Allerdings bleibt die Frage, ob die vier Stimmen, die mit Text unterlegt sind, solistisch oder chorisch besetzt sein dürfen oder müssen. Viel heftiger als bei der Musik von Dowland wird diese Frage bei den Werken von Johann Sebastian Bach diskutiert. Einen Entwurff verfasst Bach 1730, da ist er seit sieben Jahren Thomaskantor.

Zu einer wohlbestellten Kirchen Music gehören Vocalisten und Instrumentisten (…) Zu iedweden musicalischen Chor gehören wenigstens 3 Sopranisten, 3 Altisten, 3 Tenoristen und eben so viel Baßisten, damit, so etwa einer unpaß wird, wenigstens eine 2 Chörigte Motette gesungen werden kann.
aus Der Entwurff; Eingabe an den Leipziger Stadtrat von J. S. Bach, 1730

Oft werden die geistlichen Werke von Bach heute mit großen Chören gesungen, die pro Stimme zehn und mehr Sänger haben. Kann man Bachs Entwurff so deuten? Er verlangt ja "wenigstens" drei Sänger pro Stimme.

Der Dirigent und Musikwissenschaftler Joshua Rifkin allerdings, der sich ausführlich mit Bach beschäftigt, kommt zum Ergebnis, dass Bach seine Chöre wohl solistisch besetzt hatte. Im Bereich der historisch informierten Spielpraxis gilt diese Erkenntnis, nicht zuletzt durch die Untermauerung durch Andrew Parrott, als gesichert.

Genau wie die Anzahl der Sänger muss auch über die Anzahl der Instrumentalisten nachgedacht werden. Bach verlangt etwa zwei bis drei Geigen pro Stimme, um dann hinzuzufügen, dass noch Musiker fehlen zur Verstärkung der Instrumentalstimmen.

Je älter, desto ungenauer

Blickt man weiter zurück als zu Dowland oder Bach oder zu weniger bekannten und weniger gut erforschten Komponisten, wird die Quellenlage wesentlich dürftiger. Oft heißt es dann, ein Stück sei für "diverse Instrumente" geschrieben. Da helfen dann Traktate weiter, die zur selben Zeit in derselben Gegend verfasst wurden.

Beschäftigt man sich etwa mit frühbarocker italienischer Musik, lohnt ein Blick in eine Schrift des Komponisten und Theoretikers Agostino Agazzari, nur ein Beispiel von vielen: "Vom Spielen über den Bass mit allen möglichen Instrumenten" von 1607. Dort beschreibt Agazzari, welche Bassinstrumente wie spielen sollen. Die Auflistung der Instrumente mag erstaunen und gibt einen Eindruck vielfältigster Besetzungsmöglichkeiten.

Orgel, Kontrabass, Gravicembalo, Laute, Doppelharfe, Lirone, Viola da Gamba, Violine, Pandora, Theorbe, Posaune
Agazzari in 'Vom Spielen über den Bass mit allen möglichen Instrumenten'

Geht man noch weiter zurück, hilft oft der Blick in Kirchen und in Bibliotheken, um eine mögliche, belegbare Besetzung zu finden: Briefe oder Gedicht- und Liedtexte, in denen Feste oder Messfeiern beschrieben werden, geben Auskunft über die Zusammenstellung von Ensembles; genauso wie Bilder, Fresken, Kirchenfenster, auf denen Musiker mit Instrumenten dargestellt sind.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 9. September 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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